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Rüdiger Bertram: Der Pfad. Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit

Besprechung

Der Kölner Jugendbuchautor Rüdiger Bertram ist eher wegen seiner witzigen Kinderbücher bekannt (z.B. die „Coolman und ich“- und die „Stinktier undCo“-Reihen). Mit „Der Pfad“ widmet er sich einem historisch komplexeren Thema: Der Flucht deutscher Exilanten über die Pyrenäen. Dieses Thema hat er auch gut recherchiert und in Anlehnung an Anna Seghers „Transit“ oder Lisa Fittkos „Mein Weg über die Pyrenäen“ zeitlich gut eingeordnet. Die erzählte Freundschaftsgeschichte zwischen zwei verschiedenen Jungen bleibt aktuell: Rolf wartet mit seinem Vater in Marseille auf eine Ausreisemöglichkeit in die USA. Schließlich soll sie Manuel, ein Junge in Rolfs Alter, über die Pyrenäen schleusen. Da Rolf trotz des Verbots seines Vaters seinen kleinen Hund mitnimmt, werden die beiden von deutschen Soldaten entdeckt und der Vater wird abgeführt. Rolf dagegen gelingt es mit Manuel bis nach Lourdes zu gelangen und schließlich sogar Manuels Eltern zu befreien, die in Spanien ins Gefängnis gekommen waren.

Problematisch bleibt die Alterseinordnung: Während die teilweise witzige und emotional anrührende Geschichte eher jüngere Leser anspricht, könnten das Fehlen von Hintergrundwissen (z.B. zum Spanischen Bürgerkrieg) und die Anspielungen auf Autoren wie Walter Benjamin und sogar die Verweise auf Rolfs Lieblingsautor Erich Kästner und dessen KinderRomane „Der 35. Mai“, das Rolf immer mit sich herumschleppt, das Verständnis behindern. Sprachlich versucht sich Bertram an die Sprache der Zeit anzulehnen, teilweise denn aber doch zu penetrant: Rolfs Lieblingswort „kapital“ findet sich fast auf jeder Seite. Auch die Nachahmung einer gebrochenen Pseudosprache von Manuel (Bertram wirbelt einfach den Satzbau ein bisschen durcheinander, was als Anlehnung an das Spanische durchgehen soll) stört beim Lesen.

Didaktische Hinweise

„Der Pfad“ greift das aktuelle Flüchtlingsthema auf, bezieht es aber auf die deutschen Exilanten und verweist damit auf die Ursprünge deutscher Flüchtlingspolitik. Besonders spannend könnte es sein, die Biographien der über die Pyrenäen Geflüchteten aufzugreifen – das Problem wird sein, dass diese für die angesprochene Altersgruppe oft zu kompliziert sind, so dass sie eher abstrakt bleiben. Es bleibt dann schnell bei einer witzig erzählten Freundschaftsgeschichte, bei der beide Jungen ein schlechtes Gewissen haben: Rolf, weil er das Leben seines Vaters riskiert hat, Manuel, weil er Rolf angelogen hat, als er ihn nach Lourdes gelockt hat.

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 7 bis 9

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783570172360

Umfang

240 Seiten

Medien

  • Buch