Waldtraut Lewin: Wenn du jetzt bei mir wärst. Annäherungen an Anne Frank

Besprechung

Waltraud Lewin, selbst Überlebende des Holocaust, widmet sich immer wieder jüdischen Schicksalen. Die Autorin wurde schon zu DDR-Zeiten gefeiert und verfasste ca. 30 Romane für Jugendliche und Erwachsene. Mit „Wenn du jetzt bei mir wärst“ beschreibt sie wirklich eine „Annäherung an Anne Frank“ - ausgehend von der fantastischen Vorstellung, Anne Frank habe sich aus ihrem Museum in Amsterdam davongestohlen und habe die Erzählerin nach Frankfurt begleitet auf der Suche nach den Juden, die sich dazu entschlossen haben, in Deutschland ein neues jüdisches Leben aufleben zu lassen. Enttäuscht darüber, dass es dort immer noch Antisemitismus und Neo-Nazis gibt, fliegt sie nach Israel, wo sie schnell zwischen die Fronten gerät. Diese Zeitreise von Anne Frank, der man sogar die Bedienungsweise eines Handys erklären muss, die sich aber in einer Disco gleich in einen israelischen Kurier verliebt, dem sie dann in Israel folgt, wird von Waltraud Lewin schwungvoll erzählt. Etwas hölzern wirken dagegen die vielen Erklärungen über das Leben der Juden, die zur Aufklärung der Auferstandenen ausgebreitet werden müssen, die aber den Eindruck verleihen, sie stammten aus Waltraud Lewins zweibändiger Geschichte der Juden für Jugendliche ("Der Wind trägt die Worte - Geschichte und Geschichten der Juden"), die sie vor drei Jahren vorgelegt hat. So ganz geht das Konzept auch nicht auf, zu verrückt sind vor allem gegen Ende die Wendungen, die die neugeborene „Anne“ dem Leser abverlangt.