Waldtraud Lewin: Der Wind trägt die Worte. Geschichte und Geschichten der Juden. Bd. 1

Besprechung

Flucht und Vertreibung, Aufbruch und Diaspora kennzeichnen die wechselvolle Geschichte des jüdischen Volkes bis zur Gründung des Staates Israel 1949. Waltraud Lewin erzählt diese Geschichte im vorliegenden Band von der Zeit der Legenden bis zum Ausgang des Mittelalters auf drei (auch typographisch voneinander abgehobenen) Ebenen, die das Buch strukturieren und trotzdem als eine Einheit lesen lassen: Zum einen werden die jeweiligen historischen Fakten genannt und erläutert, zum anderen wird über die jeweilige Epoche berichtet. Auf der dritten Ebene finden sich eindringliche poetische Erzählungen, die den jeweiligen Geschichtsabschnitt und seine Personen lebendig werden lassen. Diese drei Textebenen verdichten sich zu einer anschaulichen, dabei höchst informativen Darstellung, zu einer wechselvollen Reise durch Länder, Völker und Jahrhunderte. In alle Himmelsrichtungen führt der oft steinige Weg durch Raum und Zeit: vom Zweistromland über Jerusalem nach Andalusien und Deutschland, nach Prag, Venedig und Konstantinopel. Der Leser begegnet dabei realen und fiktiven Personen und Figuren, bekannten wie auch weniger bekannten. Kritisch und verständlich werden dabei Hintergründe und Zusammenhänge der jüdischen Geschichte herausgearbeitet und tief gehende Einblicke in die jüdische Religion sowie den gemeinsamen Alltag von Juden, Christen und Muslimen in den verschiedenen Epochen vermittelt. Den Schattenseiten der jüdischen Geschichte stehen dabei Epochen der Toleranz und Offenheit sowie die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander gegenüber.

Ein literarisches Meisterwerk, das in keiner Schulbibliothek fehlen sollte und vom Verlag auch als Hörbuch auf 6 Audio-CDs (Gekürzte Lesung: 480 Min.) sowie als MP3-Download (462 Min.) angeboten wird.