Jean-Pierre (Text) Filiu; Cyrille (Ill.) Pomès: Der arabische Frühling

Besprechung

Einige der in den 16 kurzen Kapiteln dargestellten Szenen kennt man, wie die des tunesischen Gemüsehändlers, der sich verbrannt hat, weil man ihm seinen Existenzgrundlage genommen hat. Viele andere Geschichten von todesmutigen Menschen wie der Syrerin Fadwa Suleiman sind nicht oder kaum in unsere Medien und unser Bewusstsein gelangt. Die Kapitel sind jeweils einem Land gewidmet, von Tunesien angefangen über Ägypten und Saudi-Arabien bis Syrien. Das letzte Kapitel „Das Ende der Verschwörungen“ schildert die Angst vor westlichen Expansionsbestrebungen, die von den diktatorischen Regimen benützt wird, um Repressionen bis zu grausamer Folter auszuüben. Alle möglichen Verschwörungstheorien sind dadurch entstanden. Diesen entgegenzutreten und demokratische Strukturen herzustellen, ist das Ziel der Bewegung, der mutige Menschen angehören, die ihr Schicksal und das ihres Landes selbst in die Hand nehmen. Vernachlässigt oder nur gestreift (Abu Zeid) werden die zunehmend dschihadistischen Einflüsse auf die Rebellenbewegungen in Syrien und andere Länder am Mittelmeer. Im Anhang findet sich ein Aufsatz, der die aktuelle Einschätzung der Lage in den betroffenen Ländern erläutert, daneben ein Index und eine Bibliographie. Die Zeichnungen sind von starken Bewegungen geprägt, man fühlt sich an Filmszenen erinnert. Die Seiten sind unterschiedlich aufgeteilt, sie enthalten Landkarten, Symbole der Staaten, kleine, Passbildern ähnliche Abbildungen von Protagonisten, Szenen, die ohne Rand zwischen textreichen Sprechblasen oder Kästen großen Raum einnehmen. Eine Gestalt wie Muammar al-Gaddafi nimmt eine Dreiviertelseite ein und steht mit einem Fuß auf der Karte von Syrien und mit dem anderen auf einer Vignette, die Tripolis darstellt.