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Gudrun Skretting: Mein Vater, das Kondom und andere nicht ganz dichte Sachen

Besprechung

Bei Anton, der nun die siebte Klasse besucht, ändert sich gerade langsam einiges. Wie er zu Beginn des Buches von seinem Vater erfährt, ist er ein Kondomunfall. Seine Mutter ist von einem Bus überfahren worden. Seitdem leben er und sein Vater, der Hüttentoiletten verkauft, in einem etwas schmuddeligen Männerhaushalt voller Pizzakartons. Ähnlich wie Theia, die die Erde rammte und sie so in Schieflage brachte, ist seit dem Tod der Mutter auch der Vater in Schieflage und allein. Anton will das Gleichgewicht wiederherstellen. Mit seiner besten Freundin Ina kommt er auf die Idee, im örtlichen Strickverein eine neue Frau für den Vater zu suchen. Dort findet sich sofort ein sehr anhängliches Exemplar, die den Vater und auch Anton umstricken will. Dieses Wesen gilt es nun wieder zu vergraulen. Gleichzeitig braucht Ines „Cousine“ Hilfe für ihre Eheprobleme. Für Aufregung sorgt außerdem ein möglichst anschauliches Referat über Verhütungsmittel, genauer über Kondome, das Anton und Ine zusammen mit ihrem Freund Ole halten sollen. Dazu zeigt eine Party, dass Antons eigene Gefühlswelt auch ganz und gar nicht mehr im Lot ist. Im Laufe des Buches muss er sich nämlich eingestehen, dass er sich in Ine, seine beste Freundin, verliebt hat... Anton, die Hauptperson des Buches, ist der kleinste in seiner siebten Klasse. Er ist nicht besonders weit entwickelt, hat Segelohren und würde gehänselt werden, wenn Ine, seine beste Freundin, ihm nicht helfen würde. Sie kennen sich seit Kindertagen und balancieren auf dem Schulweg täglich über ein Brett. Jedes Schuljahr legen sie es ein Stück höher. Dieses Jahr zum Schuljahresende soll es ganz oben liegen. Zusammen mit Ole bilden sie ein tolles Trio. Dabei sind sie ganz unterschiedlich: Richtig glücklich und gesellig sind Oles Eltern. Sie nehmen die Drei jedes Jahr zum Angeln mit und backen Rosinenbrötchen für alle. Ine wird anders als er selbst in wohl situierten Verhältnissen groß und bekommt von ihrer Mutter jeden Tag einen guten Spruch auf ihre Banane geschrieben. Dass es sich bei den von Eheproblemen geplagten Pärchen nicht um Ines Cousine, sondern um deren Eltern handelt, wird auch Anton langsam klar. Antons gewohnte Welt gerät also langsam völlig aus dem Gleichgewicht. Seine und Ines langsam erzählten Versuche, sie wieder auszugleichen, sind rührend und kindgerecht. Lässt der Titel bloße Unterhaltungsliteratur vermuten, so überrascht der Inhalt eher mit Tiefgang und Ernsthaftigkeit. Unterhaltsam und humorvoll ist das Buch dennoch, was im Deutschen wohl auch der Übersetzung Gabriele Haefs geschuldet ist. Das Buch zeigt den Übergang vom Kind zu einem Teenager, der nicht nur von den eigenen Veränderungen geprägt, sondern auch von ganz alltäglichen Herausforderungen gezeichnet ist. Eine gute Lektüre, die an die Tradition der niveauvollen skandinavischen Kinderbücher erinnert. Empfehlenswert!

Didaktische Hinweise

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 7 bis 8

Fächer

  • Deutsch
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2016

ISBN

9783551583703

Umfang

256 Seiten

Medien

  • Buch