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Susan Kreller: Elefanten sieht man nicht

Besprechung

Ein großes Thema, von dem jeder weiß, über das aber keiner sprechen will, wird im Englischen als „the elefant in the room“ bezeichnet. Der ungewöhnliche Titel „Elefanten sieht man nicht“ nimmt Bezug auf diese Redewendung. Das große Thema über das hier Stillschweigen herrscht, ist „Gewalt in der Familie“. Susan Kreller nähert sich dem sperrigen Thema aus der Sicht eines Mädchens, das eher zufällig eine schreckliche Beobachtung macht: Mascha verbringt ihre Ferien wieder einmal bei ihren Großeltern. Die Zeit vertreibt sie sich meist auf dem nahe gelegenen Spielplatz. Viel ist dort nicht los. Mit Ausnahme von Max und Julia, die regelmäßig zum Spielen kommen. Mascha findet die beiden von Anfang an seltsam. Sie beobachtet die beiden und entdeckt große, blaue Flecken an Julias Körper. Als die beiden Kinder einmal nicht am Spielplatz auftauchen, macht sich Mascha auf den Weg, die beiden zuhause zu suchen. Vom Garten aus hört und sieht sie schließlich, was vorher lediglich ein Verdacht war. Die Kinder werden verprügelt: „Dieses fürchterliche Schreien. Und als ich durch das Fenster blickte und etwas sah, das viel mehr war als ein sekundenlang fleckiger Bauch und eine sekundenlang klaffende Wunde an der Stirn, da kriegte ich zum ersten Mal in meinem Leben keine Luft ...“. Danach steht für Mascha außer Frage, dass sie den beiden Kindern irgendwie helfen muss. Aber wie, wenn weder die Großeltern noch andere Erwachsene zuhören wollen? Mascha hat eine Idee - und setzt sie um. Aber ist es besser, etwas Falsches zu tun, als wegzuschauen und gar nichts zu tun? Stilistisch ungewöhnlich setzt Susan Kreller die Dialoge verkürzt untereinander, ohne sie direkt einer Person zuzuordnen. 2013 wurde der DebütRomane mit dem Kranichsteiner-Jugendliteratur-Stipendium ausgezeichnet und in der Kategorie Jugendbuch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Didaktische Hinweise

Das Thema Gewalt in Familien wird hier aus einer Perspektive beschrieben, die den Leser bis zum Schluss mit in die Verantwortung nimmt. Dies kann jüngere Leser leicht überfordern. Zur Lektüre ist daher ein Lesealter ab circa 15 Jahre empfehlenswert.

Arbeitsmaterial: Lesen in Auszügen für eine Vertretungsstunde; Vorstellung des Titels und Einführung in die Geschichte: Mascha verbringt ihre Ferien bei den Großeltern und trifft auf dem Spielplatz auf zwei Kinder, die ihr merkwürdig vorkommen

  • Leseabschnitt 1: Kennenlernen der Kinder und erster Verdacht. S. 31–33: Julia unterhält sich auf dem Spielplatz mit Mascha über die Musik, die sie hört.
  • Leseabschnitt 2: Bestätigung des Verdachts. Vorsichtiges Nachfragen über die Familie der Kinder. Fragestellung: Was würdest du tun, wenn du einen solchen Verdacht hättest? S. 34-38: Julia fragt vorsichtig nach den Eltern der beiden Kinder. Bei ihrem Versuch, Julia und Max zu Hause zu besuchen, wird sie Zeugin des gewaltsamen Übergriffs auf die Kinder.
  • Leseabschnitt 3: Was tun mit dem Wissen? Nachfragen bei den Großeltern. Fragestellung: Wem könntest du von den Vorfällen erzählen? S. 39-41: Dialog zwischen Oma und Mascha in verteilten Rollen lesen. Mascha versucht ihrer Oma von den Schlägen zu erzählen. Reaktion der Oma – das geht uns nichts an!
  • Leseabschnitt 4: Versuch die Straftat bei der Polizei anzuzeigen. Fragestellung: Wie wird die Polizeibehörde reagieren? S. 64-66: Maschas Anruf bei der Polizeidienststelle. Der Polizist nimmt sie nicht ernst.
  • Leseabschnitt 5: Wenn keiner mir zuhören und helfen will, dann muss ich selbst etwas tun. Fragestellung: Wie könnte Mascha den Kindern helfen? S. 71-73: Mascha läuft mit den Kindern weg – zum Schuppen im Gerstenfeld.

Alle hier rezensierten Werke von Susan Kreller

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 10

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Familien- und Sexualerziehung
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783551582461

Umfang

203 Seiten

Medien

  • Buch