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Christian Nürnberger: Mutige Menschen - Widerstand im Dritten Reich

Besprechung

Der bereits 2009 erstmals erschienene Titel erlebt heute zu Recht eine Neuausgabe. Scheint es doch angesichts aktueller Phänomene wie NSU-Prozess, Pegida-Demonstrationen und europaweit hochkochender rechtspopulistischer Trends eminent wichtig, an Menschen zu erinnern, die in den Jahren der NS-Diktatur das bewiesen haben, was heute als Zivilcourage bezeichnet wird – allerdings mit einem gravierenden Unterschied: Diese „Mutigen Menschen“ setzten dabei ihr physisches Leben und ihre soziale Existenz in einem unvergleichlich höheren Maß aufs Spiel als wir, die wir in einem demokratischen Rechtsstaat leben. Christian Nürnberger gebührt das Verdienst, in zwölf exemplarischen Biografien die große Bandbreite und die verschiedensten Formen des Widerstands gegen den Hitler-Staat an bekannten und weniger bekannten Beispielen sichtbar gemacht zu haben. Das Spektrum der vorgestellten Widerständler reicht von den kirchlich bzw. christlich geprägten über die freiheitsliebenden idealistischen Studenten der Weißen Rose und den Kreisauer Kreis um Helmuth James von Moltke, die sozialistisch begründete Opposition (beispielhaft vorgestellt anhand von Willy Brandts Leben) bis hin zu den kommunistisch geprägten Akteuren der „Roten Kapelle“. Besonders verdienstvoll und wichtig erscheint es, dass Nürnberger die Biografien solcher mutigen Menschen, die durch glückliche Zufälle den NS-Staat überlebt haben, weiter verfolgt; damit verknüpft sich, so etwa am Beispiel Robert Havemanns und der Polin Irena Sendler, die Botschaft, dass genau diese Menschen oft zum zweiten Mal Opfer von staatlicher Willkür wurden und dass auch bezüglich der Nachkriegs-Unrechtsstaaten vom Typ DDR ein Aufarbeitungsbedarf besteht. Einzig Willy Brandts Aufstieg in der Bundesrepublik ist der leuchtende positive Gegenpol dazu. Eindringlich und zu Recht mahnt Nürnberger im abschließenden Kapitel „Die Vergangenheit vergeht nicht“ auch an, die DDR-Jahrzehnte nicht auf sich beruhen zu lassen und zu verdrängen, sondern eine Erinnerungskultur zu pflegen, wie sie Gott sei Dank inzwischen immer mehr praktiziert wird. Die Lektüre des Bandes kann gerade der heutigen jungen Generation die Augen öffnen für die Verluste an innovativem „Humankapital“, die Deutschland und Europa durch zwölf Jahre Hitler erlitten haben. Konsequent ist daher der Appell des Autors an die Jugend: Informiert euch, belest euch, denn „Demokratie und Schrift gehören zusammen“ (S. 356). Das eingängig, leicht fasslich und von starkem pädagogischen Impetus geprägte Werk hat nicht ohne Grund den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 erhalten!

Didaktische Hinweise

Fundgrube für Referate über Persönlichkeiten unserer Zivilgesellschaft. Der Titel ist auch als Schulausgabe mit Illustrationen von Katharina Bußhoff erhältlich.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts
  • Geschichte, Archäologie

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 7 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783522303897

Umfang

365 Seiten

Medien

  • Buch