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Ben Lerner: Die Topekaschule

Besprechung

Adam Gordon, erfolgreicher Teilnehmer an einer Meisterschaft im Debattieren und Sohn zweier Psychotherapeuten, wird in den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Topeka erwachsen. Adam, der Züge des Autors trägt und dessen weiteres Leben man aus „Atocha Station“ und „10:04“, den anderen, sehr erfolgreichen Romanen Lerners kennt, hat einen bezeichnenden ersten Auftritt: Bei einer Bootstour mit seiner Freundin kommt ihm diese abhanden, weil er unaufhörlich redet und nicht merkt, dass sie ins Wasser geglitten und zurück geschwommen ist. Als er ihr Verschwinden bemerkt, regt er sich nicht etwa auf, sondern rudert ans Ufer, um sie in ihrem Elternhaus zu treffen. Dabei merkt er zunächst nicht, dass er in ein anderes, vollkommen gleich aussehendes Haus eingedrungen ist. Die Reihenhäuser der wohlhabenden Einwohner von Topeka, die Highschool-Kids mit eigenen Autos und die „Foundation“, eine psychiatrische Einrichtung, an der Adams Eltern arbeiten, sind die Folie, vor der sich Adams „coming of age“ abspielt. Gespiegelt wird dies in der traurigen Existenz von Darren, dessen Geschichte den Auftakt bildet und parallel, druckgraphisch abgesetzt, in sieben Kapiteln erzählt wird. In sein Schicksal greift Adam verhängnisvoll ein, ohne zu ahnen, dass Darren einer der „lost boys“ ist, die sein Vaters therapiert. Dieser Vater, Jonathan, und seine Mutter Jane, eine bekannte Feministin, die es liebt, in Gesellschaft eine Geschichte aus Adams früher Kindheit zu erzählen und als ödipalen Kastrationsversuch zu interpretieren, sind zwei weitere Stimmen, die Adams Geschichte mit erzählen, in ihrem Fall in Ich-Form. Adam ist als Schüler ein erfolgreicher Debattierer und nimmt an Wettbewerben teil. Die Debattenkultur der neunziger Jahre, wie sie an den Schulen gepflegt wurde, wirft ein ambivalentes Licht auf das Vertrauen in den Bezug des Gesagten zur Wirklichkeit. Zu ihren Methoden gehört der „spread“, eine Technik, die darin besteht, in möglichst großer Geschwindigkeit möglichst viele zusammenhanglose Thesen zu einem Thema aufzustellen, damit der „Gegner“ den Faden der Argumentation verliert. Der Inhalt des Gesagten tritt dabei in den Hintergrund.

Didaktische Hinweise

Wie die verschiedenen Techniken der Debatte, einerseits realistisch, andererseits ironisch übertrieben dargestellt werden, könnte ein Thema sein. Dabei sollte man die Rhetorik der Erzählgegenwart, z.B. die Reden Präsident Clintons, aber auch die „fake news“ und die Verschwörungstheorien der Gegenwart betrachten. Die Charakteristik der Figuren, zum Beispiel der Eltern, ihre Wurzeln in den späten Sechzigern und ihre Psychoanalytiker-Weltsicht kann anhand der alternierenden Erzähltechnik verfolgt werden.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Englisch
  • Deutsch

FÜZ

  • Sprachliche Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783518429495

Umfang

395 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book