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Kirsten Fuchs: Mädchenmeute

Besprechung

„Mädchenmeute“ von Kirsten Fuchs hat in kürzester Zeit Furore gemacht: Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis, „Buch des Monats September 2015“ der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, bei den „Besten Sieben der Deutschlandfunk-Bestenliste“. Auf der Liste "The White Ravens 2015“ im März 2016 erschien bereits die Taschenbuchausgabe (mittlerweile in der 4. Auflage) und ein Filmvertrag ist auch schon abgeschlossen. Was ist dran an diesem Buch, das zunächst einmal ziemlich spröde anfängt? Charlotte Nowak, die sich selbstironisch als schüchtern und zurückhaltend wahrnimmt, wird gegen ihren Willen zu einem Sommerferiencamp mit anderen Mädchen angemeldet. Survival training und Abenteuer soll es geben und das kommt dann auch – anders aber, als die Eltern es sich vorgestellt hatten. Die Mädchen stehen plötzlich alleine da, ohne Betreuer, und entscheiden sich, die Gelegenheit dazu zu nutzen, doch selbst ins große Abenteuer zu fahren. Sie klauen ein Hundefängerauto und jedes Mädchen ist von nun an zuständig für einen Hund. Eines der Mädchen erzählt von einem verborgenen Stollen im Erzgebirge - und genau dorthin fahren die sieben auch. Natur pur statt Zivilisation, Auseinandersetzung in der Gruppe und völlige Selbstbestimmung erwarten sie. Merkwürdig ist, dass sie wohl jemand beobachtet und ihnen auch Nahrungsmittel und andere Hilfsmittel zur Verfügung stellt. Das Ende des Romanes gerät dann zu einem wahren Krimi, denn die Mädchen stoßen bei ihren Waldstreifzügen auf versteckte Morde und verborgene DDR-Machenschaften ... Was spröde beginnt, wird immer spannender und vor allem sprachlich versierter. Da werden nicht nur das Denken der Mädchen und ihre sozialen Beziehungen authentisch wiedergegeben, auch philosophische Fragen nach Freiheit und Autorität, nach dem Leben in der Zivilisation finden sich neben komischen Slapstickmomenten. Besonders faszinierend ist der Umgang mit der Sprache – etwa im kritischen Blick auf die Spracheigenheiten der einzelnen Mädchen oder auf die Sprüchlein und Sprichwörter, die uns sonst so selbstverständlich über die Lippen gehen (sagt man das so?). Dass das Ganze auch noch die Reifung von Charlotte zur neuen Chefin der „Mädchenmeute“ und ihre erste Liebe darstellt, könnte als Klischee erscheinen, doch Fuchs gelingt es, gerade ihre Ängste, ihre Zweifel und Hoffnungen besonders liebevoll zu schildern, so dass die Erzählerin als Identifikationsobjekt gut funktioniert.

Didaktische Hinweise

Der Romane ist natürlich besonders für Mädchen geeignet, die sich hier zum ersten Mal in der Jugendliteratur als „wilde Abenteuerclique“ zusammenrotten dürfen. Es wäre zu testen, inwieweit männliche Leser mit dieser klaren Fokussierung auf die Mädchen umgehen können. (Übrigens kommen die einzigen Jungen im Romane eher gut weg, wenn sie auch eine eher dienende Rolle spielen!) Der Romane gibt für den Deutschunterricht – gerade durch sein dezidiertes Interesse an der von den Mädchen verwendeten Sprache, sicher eine gute Grundlage. Man könnte ihn ab der 9. Klasse lesen, wobei natürlich problematisch ist, dass in diesem Alter viele Jugendliche kaum Wissen über die ehemalige DDR haben, hier müssten die Deutschlehrer vielleicht doch ein wenig nachhelfen. Kirsten Fuchs hat übrigens einen Blog zu dem Romane, auf dem die Rezeptionsgeschichte gut dokumentiert ist. Die Lektüre thematisiert unter anderem die fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele kulturelle Bildung, Werteerziehung und soziales Lernen.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2016

ISBN

9783499217586

Umfang

463 Seiten

Medien

  • Buch