Craig Silvey: Liam und das Amulett

Besprechung

Bei seinen nächtlichen Streifzügen trägt der zwölfjährige Liam eine Superheldenverkleidung und nennt sich „Der Maskierte Rächer“. Weil er an die Energie von Edelsteinen glaubt, gehört zu seiner Ausrüstung auch ein Gürtel mit Amethyst, Quarz, Granit usw., der ihm seine Superkräfte verleihen soll. Als er eines Tages beobachtet, dass seine Nachbarin Eheprobleme hat, beschließt er, das Heilkräfte ausstrahlende Bernsteinamulett seiner Mutter aus deren Schlafzimmer zu klauen und der Nachbarin zukommen zu lassen. Die Aktion glückt, doch gerät Liam danach in die Zwickmühle, weil nun seine Mutter sterbensunglücklich ist. Sie kann sich den Verlust des Schmuckstücks nicht erklären und fragt verzweifelt Liam, ob er weiß, wo das Amulett, ein Erbstück ihrer Großmutter, geblieben sein könnte. Bei dem Versuch, das Amulett zurückzuholen, wird Liam von der Nachbarin entdeckt und unterhält sich mit ihr über ihre Probleme. Er findet aber nicht den Mut, das Amulett zurückzufordern. Einige Tage später entdeckt Liam ein Kuvert in seinem Briefkasten. Die Nachbarin bedankt sich bei ihm für die Unterhaltung und hat nicht nur das Amulett beigelegt, sondern auch einen Ring mit einem Diamant als Geschenk für Liams Edelsteinsammlung.„Liam und das Amulett“ ist eine unterhaltsame Geschichte mit einer schönen Moral, deren besonderer Witz in der Erzählperspektive liegt: Konsequent wird die Sicht Liams eingenommen, der tatsächlich glaubt, ein Superheld mit den entsprechenden Kräften zu sein, jedoch immer wieder an der Realität scheitert. Das von Bettina Münch aus dem Englischen übersetzte Buch bedient sich zwar einer gehobenen Sprache, um den Stil von Superheldengeschichten ironisch nachzuahmen, ist aber trotzdem einfach zu lesen und eine empfehlenswerte Lektüre.