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Nicholson Baker: Das Haus der Löcher

Besprechung

Es ist eher ein Alptraum, der für die Menschen in Bakers sehr drastischem Text wahr wird. Die mit Erzählsätzen überschriebenen Kapitel schildern lose zusammenhängende Episoden, in denen Menschen aus ihrem Alltag in eine Art Disneyland sexueller Phantasien entrückt werden. Wie Alice im Wunderland gelangen sie dorthin, durch die Öffnung eines Strohhalms, durch das Innere einer Handtasche, durch einen Wäschetrockner. Dort angelangt werden sie verschiedenen Aufnahmeritualen unterzogen und dann der Verwirklichung ihrer geheimsten Phantasien zugeführt. Dass diese demnach nicht so geheim sein können, scheint niemanden zu beunruhigen. In der Fülle und der grotesken Detailliertheit manchmal abstrus artistischer Körperverwindungen einen in erster Linie oder überhaupt pornografischen Text zu sehen, ist schier unmöglich. Man wird geradezu mit der Nase darauf gestoßen, dass es um eine negative Utopie in Anlehnung an Jonathan Swift, um den Nachruf auf Erotik und verborgene Lüste geht. In einem zunehmend puritanischen Amerika kann man sich vorstellen, wie es manchen ganz recht wäre, wenn alles, was nicht unmittelbar der Fortpflanzung dient, in einem streng abgeschlossenen und überwachten Ghetto stattfinden würde. So ist es ja schon, wenn Sexualität zunehmend in die unbegrenzten Möglichkeiten der Virtualität des Internet verlegt wird und Genuss – zunächst nur von Tabak und Alkohol - einem unbestimmten, staatlich verordneten Begriff von körperlicher Gesundheit geopfert wird. Am Ende der gespenstischen Rundreise, bei der den Männern zeitweise die Köpfe abgenommen werden – als eher unwichtiges, wenn nicht störendes Organ – findet ein Festival und die feierliche Öffnung des silbernen Eis der Liebe statt – in Miniaturformat. Die deutsche Übersetzung ist mühsam zu lesen, da hat man dem angesehenen Eike Schönfeld arg viel zugemutet.

Didaktische Hinweise

Man müsste sich sehr sicher sein, was man seinen Schülern und deren Eltern zumuten kann, würde man auch nur Auszüge aus Bakers Buch im Unterricht lesen. Aber sicher würden es die Jugendlichen besser verstehen als so mancher Rezensent. Eher für Klassenlektüre nicht geeignet

Alle hier rezensierten Werke von Nicholson Baker

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783498006716

Umfang

317 Seiten

Medien

  • Buch