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Laurent Binet: HHhH

Besprechung

Der Ich-Erzähler berichtet auf einer Ebene des Romanes darüber, wie er den Spuren der Fallschirmspringer folgt, die unter der Regie des britischen Geheimdienstes und des emigrierten Ex-Präsidenten Beneš von England kommend über der Tschechoslowakei absprangen und das Attentat auf Heydrich vorbereiteten und durchführten, das dieser zunächst überlebte, an dessen Folgen er durch eine Infektion nach wenigen Tagen jedoch starb. Heydrich war stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen/Mähren und tat sich vor allem dadurch hervor, dass er Methoden erfand, wie man die Juden in den von den deutschen Truppen besetzten Gebieten unter besserer Schonung der seelischen Gesundheit der Soldaten ermorden konnte. Auf der Wannsee-Konferenz wurden diese beschlossen. Der Romane erzählt die Geschichte der Widerstandskämpfer Gabčík und Kubiš sowie Valčík und Opálka und hebt deren Tapferkeit hervor. Im Mittelpunkt stehen die Vorbereitungen zum Anschlag, sein Misslingen sowie die Flucht der Widerstandskämpfer. Nach Heydrichs Tod und den Racheaktionen, unter denen die bekannteste die Vernichtung der Einwohner des Dorfes Lidice ist, werden Gabčík und Kubiš und die beiden anderen Partisanen in der Krypta einer Kirche, in der sie sich versteckt halten, entdeckt. Nach anhaltendem Widerstand, dem zahlreiche SS-Leute zum Opfer fallen, wird die Krypta geflutet und die vier Männer töten sich mit den letzten vier Gewehrkugeln, die ihnen noch bleiben selbst. Fast alle Menschen, die ihnen geholfen haben oder mit ihnen zu tun hatten, werden ermordet, wenn es ihnen nicht gelingt, sich zuvor selbst zu töten. Parallel zu dieser Geschichte berichtet Binet, wie er der historischen Wirklichkeit nachforscht, wer ihm dabei hilft und welche Filme, zum Beispiel von Erich Rohmer, und andere Romanee es zum Thema gibt; hier tritt Binet auch in eine Art Auseinandersetzung mit Jonathan Littel ein, der in „Die Wohlgesinnten“ die Tötungsorgien in den besetzten Ostgebieten schildert. Gleichzeitig legt er dem Leser Varianten seiner Erzählung vor – wie es hätte sein können oder wie vielleicht auch anders – und Überlegungen, in die er den Leser einbezieht. Eine profunde Charakteristik der Figur Heydrichs, der wie Eichmann und andere Verantwortliche für den Holocaust die „Banalität des Bösen“ verkörpert, liefert Binet nicht. Stattdessen plaudert er kokett über seine Phantasien und Irrtümer bei der Behandlung des Stoffes.

Didaktische Hinweise

Die Erzählung auf der historischen und der Gegenwartsebene findet sich ähnlich in Büchern von Patrick Modiano, zum Beispiel Dora Bruder, wobei dieser seine eigene Verstrickung in der Erinnerung anders begründet. Ein Vergleich böte sich dennoch an. Die historischen Hintergründe können im Geschichtsunterricht erarbeitet werden. Gleichzeitig erschien eine englische Biographie Heydrichs (deutsche Ausgabe: Robert, Gerwarth, Reinhard Heydrich. Eine Biographie. Siedler Verlag). Die fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele „Politische Bildung“ sowie „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“ lassen sich durch dieses Buch thematisieren.

Alle hier rezensierten Werke von Laurent Binet

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Französisch
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783498006686

Umfang

478 Seiten

Medien

  • Buch