Franka Potente: Zehn

Besprechung

Franka Potentes Kurzgeschichten spielen ausnahmslos in Tokio. Sie gehen auf das Jahr 2005 zurück, als die bekannte Schauspielerin Japan für ihren Dokumentarfilm „Underground Art“ bereiste. Es sind unaufgeregte Texte ohne jegliche Dramentik. Die meisten Protagonisten – Kleinhändler, Hausfrauen, Angestellte… - werden nur beim Nachnamen genannt. Sie haben eines gemeinsam: Sie sind einsam, demütig und fatalistisch, denn sie unterwerfen sich klaglos dem Schicksal, das ihr Leben zu bestimmen scheint. Da ist z. B. Frau Michi, die einen kleinen Laden für traditionelle Fächer besitzt, viel alleine ist und in einer Welt lebt, die es im modernen Japan nicht mehr gibt. Oder Mariko, eine junge Frau, die alles tut, was ihr Mann und ihre Schwiegereltern von ihr erwarten. Sie ist schwanger und freut sich auf ihr Kind, von dem sie heimlich hofft, dass es ein Mädchen wird, obwohl sie weiß, dass in ihrer Familie nur ein Junge zählt. Das Leben der beiden genannten Frauen steht stellvertretend für das der Protagonisten der weiteren acht der insgesamt zehn Kurzgeschichten. In ihnen machen die handelnden Personen ebenfalls die Erfahrung, dass körperliche Nähe, offene Worte oder nach außen getragene Gefühle als unangemessen gelten, was mit Hilfe einer einfachen, schnörkellosen Sprache vermittelt wird.