Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke

Besprechung

Nach „Amerika“ (Bd. 1) und „Wann wird es wieder so, wie es nie war“ (Bd. 2 legt Joachim Meryerhoff mit „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ nun den dritten Band seiner Kindheits- und Jugenderinnerungen vor. Nach den Kinderjahren auf dem Gelände der Psychiatrie in Schleswig-Holstein und dem Austauschjahr in Amerika berichtet der Erzähler von seiner Zeit in der Schauspielschule in München. Gewohnt grotesk-komisch, authentisch und anrührend tritt uns der Zwanzigjährige entgegen, der sich wohl beim Aikido ganz geschickt anstellt, aber sonst immer wieder Misserfolge einstecken muss oder an den höchst merkwürdigen Aufgaben, z. B. als Nilpferd einen Fontane-Text zu zitieren, schier verzweifelt. Mindestens genauso herausfordernd wie die Schauspielschule sind die Großeltern in ihrer Villa neben dem Nymphenburger Park. Die Großmutter ist eine mondäne Diva, früher Schauspielerin und immer noch in hohem Pathos sprechend, ihr treu ergeben der Großvater, ein emeritierter Philosophieprofessor. Beide brauchen täglich ein nicht unbeträchtliches Quantum Alkohol, das sie bedenkenlos auch dem Enkel zugestehen. Staunend sehen wir mit den liebevollen Augen des Enkelsohns auf dieses höchst sonderbare, durchaus faszinierende Paar, das dem Erzähler in den schlimmen Jahren nach dem Tod des mittleren Bruders, der Trennung der Eltern und der Erkrankung des Vaters eine Heimat bietet. Viele Leser, darunter die Rezensentin, haben ungeduldig auf diesen dritten Band gewartet. Es hat sich gelohnt: Von hohem Unterhaltungswert, mit viel Sinn für Merkwürdigkeiten, dabei dann immer wieder unvermutet ernsthaft und tiefsinnig kann das Buch warm empfohlen werden.