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Verena Roßbacher: Ich war Diener im Hause Hobbs

Besprechung

Es beginnt mit viel Blut und einer Leiche und es ist in der Tat keine „einfache Geschichte“ (S. 7), sondern eine Art Detektivgeschichte, allerdings ohne Detektiv. Der Ich-Erzähler Christian Kauffmann, ein literarisch interessierter, aber unsicherer junger Mann, hat eine Butler-Schule besucht und wird durch eine Fotografin aus seinem Heimatort als Butler ins Haus einer Anwaltsfamilie vermittelt, die aus dem Ehepaar Hobbs, ihren zwei Kindern und dem als Maler und Kunsthändler arbeitenden Zwillingsbruder des Hausherrn, der eine unklare Stellung in der Familie einnimmt, besteht. Der Erzähler stammt aus Feldkirch in Vorarlberg und hat drei allerbeste Jugendfreunde, mit denen der Kontakt aber unterschiedlich intensiv ist. Der Diener lebt sich gut ein und bekommt Gelegenheit, sich kulturell weiterzubilden, besucht Opern und Konzerte, die Unterhaltungen mit „Herrn Gerome“, wie der Zwillingsbruder heißt, bieten ihm Einblicke in die bildende Kunst. Bei einem Ausstellungsbesuch trifft er einen amerikanischen Schriftsteller, dessen Mutter Österreicherin war und geht mit ihm eine Beziehung ein. Das ist der eine Erzählstrang, vervollständigt durch ausführliche Erinnerungen an die Jugend der vier Vorarlberger Freunde. Kompliziert wird es, als Frau Hobbs, schwanger mit einem dritten Kind, Feldkirch und die Freunde ihres Butlers kennenlernen wollen. Am Ende verliert Hobbs seinen Job und seinen guten Ruf und bringt sich um, seine Frau ist mit ihren Kindern, nunmehr drei, wobei die Herkunft des dritten eine Schlüsselrolle spielt, nach Paris gezogen, Christian hat sich von seinem Partner getrennt, einer seiner Freunde ist tot, ebenfalls durch Selbstmord, mit den anderen verweigert er den Kontakt und von dem Haushalt der Hobbs hat der Ex-Butler als Erinnerungsstück nur mehr eine komische Unterhose mit Elefanten auf dem Saum. Eine Geschichte von Betrug und Blutsverwandtschaft verbindet die Freunde des Butlers und die Familie Hobbs. Das Thema Schuld beschäftigt den Erzähler, er hat, allerdings unfreiwillig, die Verbindung zwischen den Vorarlberger Freunden und den Hobbs-Brüdern ans Tageslicht gebracht. Die Geschichte ist locker und witzig erzählt. Seltene Dialekteinsprengsel (z.B. „hirnen“ für Nachdenken) überraschen ein wenig. Dem komplexen Handlungsgeflecht folgt man allerdings nur, wenn man genau liest, vor allem, als im letzten Drittel das Erzähltempo immer rasanter wird.

Didaktische Hinweise

Der Erzähler ist die einzige Instanz, an die sich der Leser halten kann. Aber ist er zuverlässig? Er ist schließlich in die komplizierte Geschichte verwickelt. Als er bei den Hobbs anfängt, wird ihm der Name Robert zugeteilt, was ihn nicht zu stören scheint. Wenn er etwas schildern will, verwendet er Zitate aus der Literatur, das was er über Haushaltsführung gelernt hat oder Worte seiner Freunde. Die Aufdeckung des Geheimnisses wird von allerlei retardierenden Elementen verzögert, diese Struktur kann untersucht werden. Die Charaktere der Figuren aus den verschiedenen Bruchstücken zusammenzusetzen kann Spaß machen.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2018

ISBN

9783462048261

Umfang

383 Seiten

Medien

  • Buch