Alison Bechdel: Wer ist hier die Mutter? Ein Comic-Dramen

Besprechung

Der von Thomas Pletzinger und Tobias Schnettler aus dem Englischen übersetzte Comic über eine Mutter-Tochter-Beziehung beginnt mit einem Traum, der das Geständnis der Tochter auslöst, an einem Buch über den Vater zu schreiben, der seine Bisexualität spät erkannte und nicht annehmen konnte. Er beging Selbstmord, indem er sich vor einen Lastwagen warf. Die Mutter reagiert skeptisch, ihre Skepsis steigert sich allerdings, als die Tochter ihr eröffnet, sie wolle ihre Beziehung zum Thema eines neuen Buchs machen. Die Protagonistin telefoniert täglich mit ihrer Mutter und beginnt, ihre Gespräche zu transkribieren. Sie macht eine Analyse, schreibt Tagebuch und zieht mit einer Frau zusammen. Die Beziehung zur Mutter bekam ihren ersten Riss, als diese von einem Tag auf den anderen aufhörte, ihrer kleinen Tochter Gute-Nacht-Küsse zu geben. Seither versucht die Tochter, sich von ihrer vergeblichen Suche nach der Liebe der Mutter zu lösen. Sie liest Virginia Woolf, die weit über den Tod der Mutter besessen von ihr war. In die Geschichte sind lange Passagen aus den Werken Virginia Woolfs, Alice Millers und des Psychotherapeuten Donald Winnicott eingefügt. Der Romane ist eine Collage aus Texten, Bildern und Gesprächen. Er ist in sieben Kapitel eingeteilt, die Begriffe aus der Psychoanalyse als Titel tragen. Am Anfang steht jeweils ein Traum und seine Deutung. So entsteht eine Art Selbstanalyse in Bildern. Die Zeichnungen sind in Schwarz-Weiß und zarten Rottönen gehalten. Es gibt nur Menschen und die sind nicht sehr differenziert gezeichnet, meist liegt der Schwerpunkt auf Körperhaltung und Bewegung.