mobile Navigation Icon

Eva Menasse: Quasikristalle

Besprechung

Das Leben eines Menschen bildet nur in der Wahrnehmung eines Einzelnen eine Einheit. Fragt man ihn selbst, so wird sein Bild von sich von der jeweiligen Phase seines Lebens abhängen. Und all diese Bilder und Vorstellungen sind kein Puzzle, das am Schluss ein Gesamtbild ergibt. So ist es auch mit den 13 Kapiteln, die Xane, eigentlich Roxane, die Protagonistin in „Quasikristalle“, in Lebensabschnitten aus der Sicht von Familienmitglieder, Freunden, Arbeitskollegen und im mittleren Kapitel auch aus der eigenen, zeigen. In großen Sprüngen eilt die Lebenszeit voran und trotz der oft witzigen, geistvollen Erzählweise der Wiener Autorin spürt man Dramentisch die Unwiderrufbarkeit des Vergangenen. Im ersten Kapitel ist Xane 14 Jahre alt und ein typischer Teenager, meint man. In dem geschilderten Sommer stirbt eine Freundin, eine macht ihre ersten sexuellen Erfahrungen, sie verlieren einander nach einem Schulwechsel aus den Augen. Ein merkwürdiger Ausflug nach Auschwitz unter Leitung eines Wissenschaftlers konfrontiert sie mit ihrer Herkunft. Im 7. Kapitel erzählt Xane selbst. „Ich lebe so, wie ich es immer wollte“, beginnt sie. Sie hat ihrem unfruchtbaren Körper doch noch ein eigenes Kind abgetrotzt und lebt in einer modernen „Patchwork“-Familie. Erste Fluchtgedanken entwickeln sich: „Frauen haben ein Ablaufdatum. Männer nicht.“ Im nächsten Kapitel rivalisiert die Stieftochter Viola mit ihr, trifft ihre bislang in einem Ashram verschwundene leibliche Mutter, sieht sie auf der Straße mit einem anderen Mann und hat einen Freund, der sie zum S-Bahn-Surfen verleitet. Im letzten Kapitel ist Xane Großmutter. Eltern und Mann sind tot und sie steht vor einem Neuanfang mit einer neuen Liebe – ein überraschend glücklich erscheinendes Ende.

Didaktische Hinweise

Erzählen einer Geschichte aus verschiedenen Perspektiven – das ist nicht neu, aber eine Analyse wert. Die ironisch-witzige Erzählweise, mit der die Autorin Menschen in ihrer Schwäche und Unvollkommenheit mit leiser Bösartigkeit darstellt, stellt sie in die einschlägige Reihe österreichischer Schriftsteller.

Alle hier rezensierten Werke von Eva Menasse

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783462045130

Umfang

427 Seiten

Medien

  • Buch