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Adriana Altaras: Titos Brille

Besprechung

Die Autorin ist die Tochter jugoslawischer Juden, die den Lagern der Nazis entkommen sind. Mit vier Jahren wird sie von einer Tante nach Italien geschmuggelt. Als die Eltern nach Deutschland emigrieren, holen sie die Tochter nach. Sie landet schließlich in Berlin, heiratet einen Deutschen, hat zwei Söhne und arbeitet als Schauspielerin und Regisseurin. Beim Ordnen des Nachlasses ihrer verstorbenen Eltern gerät sie immer tiefer in den Sog der Familiengeschichte und nimmt den Leser mit auf Spurensuche: Ihr Vater, renommierter Medizinprofessor in Gießen, stammt ursprünglich aus Split, überlebt die Nazis in Italien und ist eine Weile begeisterter Gefolgsmann Titos. Anekdoten und Legenden aus dieser Zeit gehören zur Familiengeschichte. In den 60er-Jahren wird er jedoch aus der Partei ausgeschlossen (ob als Jude oder Störer der Parteidisziplin bleibt unklar) und emigriert. Gemeinsam mit der Mutter, einer Architektin, baut er die jüdische Gemeinde in Gießen auf. Die teilweise skurrilen Kämpfe und Parteiungen in dieser Gemeinde beschreibt die Autorin ebenso klug und komisch wie ihre eigene Familie mit einem stoisch-abgeklärten Ehemann, einem einfühlsamen Schwiegervater und einer weniger einfühlsamen „arischen“ Schwiegermutter. Der Ton des Buches ist frisch und lebendig, trotzdem ist die Familie natürlich nicht nur strapaziös, neurotisch und sonderbar, die Katastrophen und Grausamkeiten des vergangenen Jahrhunderts stehen vielmehr unübersehbar hinter aller Komik und Absurdität. Trotz alledem thematisiert auch dieses Buch (wie z. B. Lena Goreliks „Lieber Mischa ...“) die Chancen jüdischen Lebens im heutigen Deutschland, und zwar auf eine sehr humorvolle und ansprechende Weise. Zu empfehlen als Leseangebot, auszugsweise zur Besprechung im Unterricht, für ein Rahmenthema „Jüdisches Leben in der zeitgenössischen Literatur“ oder als Grundlage für häusliche Arbeiten. Fächerübergreifende Ziele: Interkulturelle / Kulturelle Bildung

Didaktische Hinweise

Aufgabenstellungen: Erstellen Sie ein Glossar zur Klärung historischer Zusammenhänge, z. B. Tito, Schauprozesse: Erstellen Sie ein Glossar zu den Begriffen aus jüdischer Religion und Kultur.

Charakterisieren Sie die Eltern und die Schwester, den Ehemann und seine Eltern, Raffi. Gehen Sie bei diesen Charakterisierungen auch auf das jeweilige Verhältnis der Personen zum Judentum ein.

Gehen Sie näher auf das Verhältnis der Autorin zu ihren „Dibbuks“ ein.

Vergleichen Sie den Text mit Lena Goreliks Buch „Lieber Mischa ...“.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783462042979

Umfang

263 Seiten

Medien

  • Buch