Herman Koch: Angerichtet

Besprechung

Die Brüder Paul und Serge Lohmann treffen sich mit ihren Frauen in einem Feinschmeckerlokal. Paul beschreibt angeekelt das Getue um das Essen und das Verhalten seines Bruders, der als Politiker und wohl künftiger Ministerpräsident keine Gelegenheit der Inszenierung auslässt. Zu Beginn ist der Leser noch ganz bei Paul, erst allmählich wird ihm klar, dass mit diesem Paul etwas ganz und gar nicht stimmt: Sein kritischer Blick stellt sich nämlich immer mehr als grundsätzlich menschenfeindlich heraus. Paul war früher Lehrer, arbeitet aber wegen eines Gewaltproblems schon länger nicht mehr, und überhaupt stimmt die ganze Fassade nicht. Tatsächlich haben sich die beiden Paare nämlich getroffen, weil ihre Kinder (Pauls geliebter Sohn Michel und Serges Sohn Rick) eine Obdachlose misshandelt, mit Benzin übergossen und getötet haben. Sie war ihnen im Weg, als sie nachts Geld abheben wollten. Bisher weiß die Polizei noch nicht, wer die Täter sind, aber die Eltern haben ihre Söhne auf dem Video der Überwachungskamera im Fernsehen erkannt. Serges Adoptivsohn Beau erpresst nun die beiden, über sein Schicksal muss man das Schlimmste vermuten. Paul und Claire, Michels Eltern, wollen die Sache unbedingt geheimhalten, um ihrem Sohn die Zukunft nicht zu zerstören. In ihrer verblendeten Liebe machen sie ihm nicht einmal Vorhaltungen, während der anfangs so unsympathische Serge für die Sache einstehen will, selbst unter Verzicht auf seine politische Karriere. Das wissen die anderen allerdings zu verhindern.