mobile Navigation Icon

Nicol Ljubic: Schluss mit der Deutschenfeindlichkeit

Besprechung

Der sonderbare Titel auf dem sonderbaren Cover (ein überdimensionaler deutscher Pass) weckt Neugierde: Dahinter verbirgt sich eine interessante und provokante Sammlung von Beiträgen 17 deutscher Autoren mit ausländischen Wurzeln. Sie haben größtenteils die deutsche Staatsbürgerschaft, schreiben als Schriftsteller natürlich perfekt auf Deutsch, empfinden das Land als Heimat und werden doch immer wieder nach Herkunft und geplanter Rückkehr gefragt. Eine andere Variante: Man artikuliert sich angesichts ihres ausländischen Namens oder Aussehens überdeutlich langsam und schlicht. In fast allen Beiträgen (z. B. von Zsuzsa Bánk, Herta Müller, Lena Gorelik, Mely Kiyak) wird dies als Kränkung und Ausgrenzung und undifferenzierte Abwertung (nicht zuletzt auch unter dem Eindruck der Sarrazin-Debatte) verstanden. Einzig Ijoma Mangold zeigt eine gewisse Robustheit, wenn er von freundlichen alten Damen im Zug berichtet, die seine Mutter aus Schlesien kurzerhand in eine Mutter aus Tunesien uminterpretieren. Damit scheint sein Aussehen (Mangolds Vater stammt aus Nigeria) hinlänglich erklärt und man wendet sich anderen Dingen zu. Aber auch Mangold berichtet von einer gewissen Wachsamkeit bei Wendungen wie nega-tiv, obwohl ihm eine Beschimpfung als Neger bisher erspart geblieben ist. Die Autoren sind alle erfolgreich und in Deutschland „angekommen“, und so ist verschiedentlich von „Luxusproblemen“ die Rede; allerdings wird doch durchwegs deutlich, dass die Mechanismen der Ausgrenzung und Abschottung tief verwurzelt sind und thematisiert werden müssen. Ein gehaltvoll-amüsanter Beitrag zur Integrationsdebatte!

Didaktische Hinweise

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts
  • Literatur, Lesen, Sprache

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783455502466

Umfang

205 Seiten

Medien

  • Buch