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Burkhard Spinnen: Die letzte Fassade

Besprechung

In eindrucksvoller Weise schildert Burkard Spinnen in diesem autobiographischen Bericht die Demenzerkrankung seiner Mutter. Im Mittelpunkt steht dabei er selbst, zunächst mit seinem Unverständnis (es dauert sehr lange, bis die „Fassade“ bröckelt), dann mit seinen Versuchen, zur Mutter durchzudringen. Die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags, das ständige Scheitern bei der Kontaktaufnahme, die Tatsache, dass diese Krankheit auch eine Kränkung für den Sohn darstellt, all das wird ungeheuer ehrlich, nicht larmoyant, sondern analytisch und dennoch empathisch beschrieben. Das Buch ermöglicht an diesem ganz persönlichen Beispiel einen Blick auf die Menschen, die von dieser Krankheit geschlagen sind, aber auch auf die Angehörigen. Im Vorwort grenzt sich Spinnen von jedem Versuch ab, humoristische Seiten an der Krankheit oder hier etwa eine besondere Weisheit zu entdecken. Anders als etwa Arno Geiger (Der alte König in seinem Exil), der über die Krankheit eine neue Nähe zum Vater gefunden hat, beschreibt Spinnen die Verheerungen der Krankheit und vor allem das ständige Gefühl des Scheiterns beim Umgang damit. Manchmal liest sich das trotzdem komisch, die Verzweiflung des Sohnes bleibt jedoch deutlich. Dennoch wird eine Art Ordnung durch das Erzählen geschaffen, und für den Leser ist das Buch ein großer Gewinn - es erweitert den Horizont in Hinsicht auf den Umgang von Menschen miteinander.

Didaktische Hinweise

Auch wenn unsere Schülerinnen und Schüler von einer solchen Erkrankung noch weit entfernt sein dürften, haben sie vielleicht ältere Verwandte, die davon betroffen sind. Auch Schüler und Schülerinnen, die soziale Berufe anstreben, können bald damit konfrontiert werden. Insofern erscheint das Thema für die Zielgruppe nicht abwegig, vorstellbar wären Vergleiche mit anderen biographischen oder literarischen Bearbeitungen des Themas (Arno Geiger: s. o., Inge Jens: Langsames Entschwinden; Tilmann Jens: Demenz; Margaret Forster: Ich glaube, ich fahre in die Highlands; Martin Suter: Small World) oder Filmen (Honig im Kopf, Iris, Still Alice).

Alle hier rezensierten Werke von Burkhard Spinnen

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Gesundheitserziehung

Erscheinungsjahr

2016

ISBN

9783451347740

Umfang

160 Seiten

Medien

  • Buch