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Stefan Hertmans: Die Fremde

Besprechung

Ausgehend von einem Pogrom, das sich in dem provenzalischen Dorf, in dem der Autor ein Sommerhaus bewohnt, ereignete, beschreibt Stefan Hertmans die Geschichte einer Flucht. Zugrunde liegen zwei mittelalterliche Handschriften, aus denen der Erzähler seinen Romane konstruiert. Es geht um eine Proselytin (eine Christin, die zum Judentum übergetreten ist), deren Mann im Dorf Monieux, in dem die beiden Unterschlupf gefunden haben, von Kreuzrittern bei einem Pogrom getötet wird. Zwei ihrer Kinder werden verschleppt, die Witwe macht sich auf, sie zu suchen, was sie bis nach Kairo führt. Flucht und Fremdheit sind die Konstanten ihres Lebens, und der Verfasser verwebt die historischen Tatsachen mit Entwürfen eines „So-könnte-es-gewesen-Sein“. Er schreibt keinen klassischen historischen Romane, sondern kontrastiert das mittelalterliche Geschehen mit einem heutigen, nämlich seiner Reise auf der Suche nach den Spuren dieser Frau.

Das Buch (aus dem Niederländischen übersetzt von Ira Wilhelm) ist eine ungewöhnliche und anrührende Darstellung eines historisch verbürgten Geschehens von großer Dramentik und Tragik. Zudem erscheint es angesichts heutiger Geschichten von Flucht, Vertreibung und Fremdheit sehr aktuell. Der Leser muss sich allerdings auf eine nicht geradlinige, unkonventionell erzählte Handlung einlassen, auf eine Fülle von Informationen und manchmal doch pathetische Schilderungen. Insofern wird man das Buch nur besonders interessierten und lesegewohnten Schülern empfehlen können.

Didaktische Hinweise

Evtl. möglich als Thema für eine Seminararbeit (auch Geschichte oder Religion): Analyse der erzählerischen Darstellung/ Darstellung der Judenverfolgung an einem Einzelschicksal/ Analyse aktueller Bezüge

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783446254695

Umfang

304 Seiten

Medien

  • Buch