Arno Geiger: Selbstporträt mit Flusspferd
Besprechung
Wien, Sommer 2004: Das sind die Eckdaten für den Roman über den 22-jährigen Julian, Student der Veterinärmedizin, der in diesem Sommer für ein Zwergflusspferd sorgt. Das ist sein Ferienjob beim emeritierten Professor Beham, der das Tier vorübergehend in seinem Garten beherbergt. Julian und die überaus toughe Judith haben sich gerade getrennt und Julian erscheint leidlich orientierungslos. Im Gegensatz zu seinem aggressiv-selbstbewussten Freund Tibor ist er ein Zweifler und Zauderer, der das Flusspferd einerseits um sein unbekümmertes einfaches Da-Sein beneidet, sich andererseits aber als genauso unspektakulär und langweilig wie dieses (im Zoo ist es keine wirkliche Attraktion) empfindet. Auch die sonderbare, aber anziehende Tochter des Professors, Aiko, verwirrt ihn, als sie sich nach einer kurzen Zeit der Verliebtheit einfach wieder zurückzieht. Julian leidet an sich selbst und seinen Unvollkommenheiten, er macht sich Gedanken um die Umwelt und er begegnet in Gestalt des todkranken Professors der Sterblichkeit und dem Grauen der Welt in den Medien, vor allem in Form des terroristischen Anschlags in Beslan. Ursula März weist in einer ZEIT-Rezension darauf hin, dass Julian als Held eines modernen Bildungsromanes nicht mehr in die Welt muss, sondern diese zu ihm kommt.
Didaktische Hinweise
Das Buch ist als anspruchsvoller, aber lesbarer Text mit einer jugendlichen Hauptfigur gut als Schullektüre in der Oberstufe unter Berücksichtigung sozialen Lernens, kultureller Bildung und Werteerziehung geeignet. Als Themen für eine Bearbeitung auch in Form häuslicher Arbeiten bieten sich an: - Stellen Sie den Romane in die Tradition weiterer Bildungsromane (Gottfried Keller: Der grüne Heinrich; Peter Handke: Der kurze Brief zum langen Abschied, vgl. ZEIT-Rezension Ursula März). - Vergleichen Sie die Figur Philipps in „Es geht uns gut“ und Julians in „Selbstporträt mit Flusspferd“. - Inwiefern macht Julian eine Entwicklung durch? - Beschreiben Sie die Konfliktfelder, mit denen sich Julian auseinandersetzen muss. - Beschreiben Sie Julians Verhältnis zu Judith. - Welche Beziehungen hat Julian innerhalb seiner Familie? Vergleichen Sie das mit eigenen Erfahrungen. - In Rezensionen wurde der Vorwurf erhoben, der zum Zeitpunkt des Erscheinens des Romanes 47-jährige Autor schreibe nicht so, wie ein 22-Jähriger im Jahr 2004 gefühlt oder gesprochen habe. Nehmen Sie dazu Stellung. Sichten und ordnen Sie verschiedene Rezensionen des Buches vor allem in Hinsicht auf deren Bewertung der Hauptfigur als sensibel oder langweilig und beziehen Sie selbst Stellung.
LeseprobeGattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2015ISBN
9783446247611Umfang
288 SeitenMedien
- Buch