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Jens Jessen: Im falschen Bett

Besprechung

In 40 Kapiteln und einem Abspann, beginnend mit der bezeichnenden Frage: „War sie eigentlich hübsch?“ erzählt der Journalist eine Geschichte aus der Parallelwelt eines „zweiten München“, auf der schlimmen Kehrseite des weiß-blauen „Weltstadt mit Herz“-Bildes, das so gerne präsentiert wird. Eine geistvollere Neuauflage von Kir Royal in Romaneform? Eine Gruppe von Studenten macht Praktikum bei einem Fernsehsender, eine junge Frau, das „Unglücksmädchen“, wird vom „Bonzen“, dem Produzenten, einem „Schwergewicht in jeder Hinsicht“, verführt. Der Ich-Erzähler ist selbst Praktikant und kommentiert die Geschehnisse, von denen er zum Teil nur durch seine Mitbewohnerin Bea, eine andere Geliebten des Bonzen, erfährt. Eine Welt von verarmten früheren Grundbesitzern und Bildungsbürgern, vertreten durch die Eltern des Unglücksmädchens und den Oberkirchenrat, trifft auf ein korruptes Geflecht von Politik und Medienwelt, vermittelt durch Figuren wie die „Partygräfin“. Es gibt schließlich einen Toten mit Fahrerflucht und die Geschichte wird zu einem Krimi im Milieu organisierter Partys mit leichten Mädchen. Der Autor distanziert sich dezidiert von einem möglichen realen Hintergrund. Als Handlungszeit gibt er an, es spreche nicht alles für die frühen neunziger Jahre, dass der Leser spätestens da sich gezwungen sieht, Parallelen zu suchen. Manches, so die Kritik an der „Praktikanten-Mentalität“, weist eher auf die Gegenwart hin. Ein geistvoll witziges Buch, das an dem München des „Kleider machen Leute“, der Eventgeilen, der Adabeis und der Intriganten kein gutes Haar lässt. Man glaubt zu spüren, dass der Autor über ein München spricht, das er kennt, da er ja selbst wie sein Erzähler Student der LMU war, nun aber ein Vertreter jener Welt der Medien ist, wenn auch der überaus seriösen eines Wochenzeitungs-Feuilletons.

Didaktische Hinweise

Satire darf alles. Der Romane enthält Kritik an greifbaren Erscheinungen der Gesellschaft, allein über die Praktikanten-Schelte sollte man mit den Schülern sprechen, wer sollte es sonst tun, damit sie nicht in die Falle tappen. Die hintergründigen Anspielungen aufzuspüren könnte Thema einer Seminararbeit sein. Ein Vergleich mit anderen Mediensatiren ist möglich. Das München-Bild in der Literatur, von Lion Feuchtwanger und Thomas Mann ist eine Studie wert.

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783446239791

Umfang

224 Seiten

Medien

  • Buch