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Rainer Domisch; Anna Klein: Niemand wird zurückgelassen. Eine Schule für alle

Besprechung

Der Autor Rainer Domisch, während der Entstehung des Buches am 16.8.2011 gestorben, war ein Experte für das finnische Schulwesen. Der Deutsch- und Englischlehrer aus Baden-Württemberg hatte eine Finnin geheiratet und unterrichtete ab 1979 an der deutschen Schule in Helsinki. Ab 1994 war er in der obersten Schulbehörde Finnlands für den Deutschunterricht zuständig, Mitglied zahlreicher Kommissionen und Arbeitskreise und 2009 als parteiloser Kandidat für das hessische Kultusministerium nominiert. Domischs Buch plädiert für eine „Schule für alle“ und orientiert sich dabei an der finnischen Gesamtschule, die alle Jugendlichen bis zur 10. Klasse gemeinsam besuchen. Darüber hinaus bietet das finnische System zahlreiche Übergangsmöglichkeiten, so dass auch mit 16 Jahren ein Schüler noch mehrere Optionen hat. Damit die gemeinsame Schule funktioniert, wurden zahlreiche Methoden eingeführt, die eine individuelle Förderung im Unterricht ermöglichen. Sollte mehr Förderbedarf bestehen, gibt es zusätzliche Mittel und pädagogische Kräfte, die mit Schülern auch außerhalb des Klassenverbands arbeiten. Es werden Rahmenpläne erstellt und immer wieder überarbeitet, die sich an den tatsächlichen Leistungsmöglichkeiten der Schüler orientieren. Schon die Schulgebäude zeugen von der Devise, niemanden zurückzulassen: Die Schulen sind als Ganztagseinrichtungen konzipiert, allen Schülern wird ein kostenloses warmes Mittagessen in den schuleigenen Mensen angeboten. Dieses Essen wird nach ernährungswissenschaftlichen Grundlagen zusammengestellt, der Essensplan wird veröffentlicht. Zentraler Ort einer Schule und für alle zugänglich ist die gut ausgestattete Bibliothek, die auf dem Land gleichzeitig eine kommunale Einrichtung ist. Das sind nur einige Grundzüge des finnischen Modells und dennoch zeigen sie die Mängel, aber auch die Möglichkeiten des deutschen Schulsystems. Seit dem sogenannten „Pisa-Schock“ 2000 wurde fleißig nachgebessert. Unzählige Kommissionen haben in Finnland vorbeigeschaut. In der Folge wurden aber oft nur hastig einzelne Bausteine bei uns eingeführt, ohne dass das grundsätzliche Erziehungsziel zur Disposition stand. Domisch zeigt, dass bei uns der Anspruch zählt, in Finnland das Kind. In Deutschland hat ein Kind aus einer Akademikerfamilie immer noch wesentlich bessere Chancen einen höheren Abschluss zu erwerben als ein Kind anderer Herkunft. Einige der Thesen von Domisch und Klein wurden in Deutschland schon in den späten 60er Jahren diskutiert, bevor die Umstrukturierung des finnischen Systems nach vierjährigem Vorlauf 1972 begann, zum Beispiel in den Büchern von Horst Rumpf, „40 Schultage. Tagebuch eines Studienrats“ (Braunschweig 1966) und „Schule gesucht“ (ebd. 1968). Wie wenig sich in mehr als 40 Jahren geändert hat, zeigt uns Rainer Domisch.

Didaktische Hinweise

Das Buch sollte in P-Seminaren den an einem Lehramtsstudium Interessierten unbedingt empfohlen werden. Wenn nicht sogar Thema eines solchen Seminars der Entwurf eines „gerechten“ Schulsystems ist, etwa in Zusammenarbeit mit einem Didaktik-Lehrstuhl.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Politik, Gesellschaft
  • Pädagogik, Psychologie

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Psychologie
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783446238787

Umfang

240 Seiten

Medien

  • Buch