mobile Navigation Icon

#lesen.bayern » Bücher für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene » Besprechungen Belletristik » Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Antonio Tabucchi: Die Zeit altert schnell

Besprechung

Die neun Erzählungen sind jeweils nicht länger als 20 Seiten und sind aus verschiedenen Perspektiven erzählt: einmal als Innerer Monolog, dann als Dialog oder von einem personalen Erzähler oder von einem erlebenden oder erzählenden Ich. Alle spielen in der Zeit des Falls der Grenzzäune und Mauern nach 1989 in verschiedenen Städten des früheren Ostblocks und vereinen Täter und Opfer. Ein früherer Stasi-Spion wandert durch Berlin und landet am Grab von Bertolt Brecht, den er auch einmal bespitzelt hat. Melancholisch stellt er fest, dass er mehr über ihn als über sich selbst weiß und sein berufliches Leben besser im Griff hatte als das private. Das zentrale Thema des Bandes ist die Zeit, die Unzuverlässigkeit des Bewusstseins beim Umgang mit erinnerter Zeit und die Unsicherheit, was die Zukunft angeht. Ein Soldat, der von Uranwaffen verstrahlt wurde, versucht einem Mädchen die Wolkendeutung zu erklären, ein Mann besucht seine alte Tante im Krankenhaus und als ein kahlköpfiges Mädchen im Rollstuhl strahlend sagt: „Aber das ist das Schönste auf der ganzen Welt!“, fällt ihm ein, dass er selbst es gar nicht weiß, was das Schönste auf der Welt ist. Es sind Schlüsselmomente wie diese, die die Menschen verändern und ihnen etwas erklären, was sie, wie es in der letzten Erzählung heißt, "immer schon wussten, aber nicht zur Kenntnis nehmen wollten". Tabucchis Erzählungen schweifen oft in philosophische Betrachtungen ab, manchmal wird Reales berichtet, meist aber reden alte Männer mit sich selbst und versuchen, ihr und das Leben überhaupt zu begreifen.

Didaktische Hinweise

Die Erzählungen eignen sich wegen ihrer Kürze als Beispiele des Erzählens und Reflektierens über die Zeit, auch als Beispiele für verschiedene Erzähltechniken. Tabucchi wurde mit dem Romane „Erklärt Pereira“ berühmt, der 1995 mit Marcello Mastroianni verfilmt wurde. Die Auseinandersetzung mit Repression und Gewalt sind ein Thema, das einige der Erzählungen mit dem Roman verbindet.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Italienisch

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783446235656

Umfang

176 Seiten

Medien

  • Buch