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Linzi Glass: Im Jahr des Honigkuckucks

Besprechung

Das titelgebende zentrale Motiv dieses Textes führt tief in die Welt Afrikas, genauer der Zulus hinein. Sie wissen vom Honigkuckuck, der ein zerbrochenes Ei mit Honig zu füllen und mit Bienenwachs zusammenzufügen vermag. Wie ein „zerbrochenes, in tausend Stück zerborstenes Ei“ fühlt sich die 12-jährige Emily, die jüngere Tochter einer wohlhabenden weißen Familie im Südafrika zur Zeit der Apartheid. Ihr Leben liegt in Scherben, seitdem sie Zeugin wurde, wie ihre Mutter sich mit ihrem Tennispartner in der Speisekammer vergnügte - die Ehe der Eltern ist schon lange in Dauerstreit ausgeartet, und auch die größere Schwester Sarah, 15, kommt damit nicht klar. Als Ausweg und Hoffnung auf rettenden „Kitt“ erscheint zunächst eine herumziehende Abenteurerfamilie, deren Wohnwagen die Eltern großzügig Bleiberecht auf ihrem großen Areal gewähren. Doch die Anwesenheit der ganz andersartigen Gäste - sie bringen zwei Jungs etwa im Alter der beiden Schwestern mit - bewirkt das Gegenteil. Bald treibt die Geschichte auf eine Katastrophe zu, als der geistig beschränkte, aber körperlich ungeschlachte Otis Sarah vergewaltigt, die damit nicht fertig wird und im „reinigenden“ Wasser des nahen Sees zu Tode kommt. Erst dadurch gelangt die Geschichte zum Wendepunkt; die Eltern machen einen Neuanfang und ziehen mit Emily fort. Der eigentliche Held der Geschichte ist aber Buza, der alte Zulu-Nachtwächter der Familie, zugleich der heimliche Lehrmeister Emilys. Er versieht das Mädchen in allen kritischen Situationen mit Überlebenselixier: Mit seinem Beispiel, seiner Menschlichkeit, aber vor allem mit seinen Geschichten ist er der zutiefst Weise und der große Fixpunkt im Leben Emilys. Von ihm erfährt sie auch die Geschichte vom Honigkuckuck, und er hilft ihr auch über die große Krise in ihrem und ihrer Familie Leben hinweg. Die Autorin vermag sehr einfühlsam und überaus anrührend die gesamte seelische und soziale Gemengelage Südafrikas zur Zeit der Rassentrennung zu verlebendigen. Dass sie aus eigenem Erleben schreibt, weil sie ihre prägenden Kindheitsjahre in Südafrika verbracht hat, wird auf jeder Seite deutlich. Ein kurzes Glossar von Ausdrücken auf Afrikaans und in Zulu verdeutlicht die aufeinander stoßenden Welten noch.

Didaktische Hinweise

Das Buch ist trotz einiger sehr harter Passagen wegen der ungemein dichten und vielfältig verflochtenen Art des Erzählens für Jugendliche ab 14 Jahren sehr zu empfehlen. Als Klassenlektüre einsetzbar ebenso wie für Referate, auch als Ergänzung zum Geschichts- und Geographieunterricht und in den Fächern Religion, Ethik und Sozialkunde. Außerdem ist es als Quelle für projektorientiertes Unterrichten, z. B. zu den Themen Rassismus, Afrika, Kolonialismus, Behindertenproblematik auch in höheren Jahrgangsstufen gut nutzbar.

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geografie/Erdkunde
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783446235113

Umfang

253 Seiten

Medien

  • Buch