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Katja Behrens: Der kleine Mausche aus Dessau. Moses Mendelssohns Reise nach Berlin im Jahre 1743.

Besprechung

Moses Mendelsohn ist verwachsen, er ist ärmlich gekleidet und trägt nur Strohschuhe, als er sich in Dessau auf den Weg macht. Er weiß, dass er die Zielscheibe für Spott und tätliche Angriffe ist, und zieht trotzdem ohne Geld und Begleitung los. Er will nach Berlin zu seinem geschätzten Lehrer David Fränkel, der einen Ruf dorthin erhalten hat, um die Stelle des Oberrabbiners zu besetzen. David Fränkel hat den hochbegabten Jungen in Dessau gefördert, ihm die Welt der Bücher eröffnet, in der er alles andere vergisst: seine Armut und die Lieblosigkeit der Eltern. Nun will er weiter studieren. Mausche, so wird er gerufen, findet unterwegs einen Beschützer in Hannes, einem jungen Hufschmied, der einen Mord begangen und so auf der Flucht ist. Er verteidigt den kleinwüchsigen Jungen und versteht sich mit ihm, auch wenn Mausche stottert und nur Jiddisch und Hebräisch, er selbst nur Hessisch spricht. Beide haben viel Geduld und Zuneigung füreinander, sie lernen die Sprache und Religion des anderen kennen: Diese Gespräche sind für den Leser besonders interessant, weil sie wortwörtlich geboten werden und sich beim lauten Lesen oder auch mit Hilfe des Glossars am Ende des Buches erschließen. Die religiösen Vorschriften für den jüdischen Jungen beenden den ersten gemeinsamen Weg, weil er den Sabbath einhalten muss und Hannes derweil weiterwandert. Die Aufnahme an diesem Tag bei jüdischen Familien ist sehr unterschiedlich je nach Reichtum und gesellschaftlicher Stellung der Gastgeber. Gerade bei Verwandten, die schlecht über seine Mutter reden, hat er wenig Freude. Leichter ist es bei einer Gruppe Fahrender, die sich als Glaubensgenossen entpuppen und begründen, warum sie ihr Leben so außerhalb der Gesellschaft führen wollen und müssen. Sie führen sogar einen Überfall durch auf eine Gräfin und ihre Begleiterin, mit denen sie die Unterkunft auch beim Gebet teilen müssen. Die Kommentare von Hannes, den Mausche zufällig wieder getroffen hat, sind für den Leser ein besonderes Vergnügen. Überhaupt gelingt es der Autorin, das Bedrückende der Situation für Mausche und die anderen Ausgegrenzten deutlich zu machen und dabei trotzdem die alles überstrahlende Zuversicht, die Festigkeit, Zielstrebigkeit und die Menschenliebe zu zeigen, die die Basis zum Vertrauen seiner Weggefährten legt. Dass er für Lessing ein so wertvoller Freund wurde, lässt sich dank dieser sehr differenzierten und fesselnden Beschreibung verstehen. Der Roman ist ein großer Gewinn in sprachlicher und inhaltlicher Hinsicht, nicht nur für Jugendliche.

Didaktische Hinweise

Die Zusammenschau mit Lessings Werken und Briefen liegt nahe. Das Buch kann z.B. als.

eine Grundlage für ein Referat über Moses Mendelssohn u. a. als Modell des „Nathan“ dienen. Es ist auch eine sehr gute Grundlage für die Behandlung des jüdischen Lebens, der Sprache und Religion im Religions- und Ethikunterricht sowie im Deutsch- und Geschichtsunterricht. Es bietet viele Einzelthemen für Referate

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

Erscheinungsjahr

2009

ISBN

9783446233058

Umfang

207 Seiten

Medien

  • Buch