Haruki Murakami: Kafka am Strand

Besprechung

„Kafka“ (tschechisch: die Krähe) Tamura ist von zu Hause abgehauen, um der stärkste Jugendliche der Welt zu werden. Seine Mutter und seine Schwester haben ihn, als er vier Jahre alt war, verlassen. Sein Vater hat ihm prophezeit, dass er wie Ödipus sich mit seiner Mutter vereinigen und den Vater töten wird. Kafka begibt sich nun auf die Suche nach sich selbst und wacht, mit Blut befleckt, an einem unbekannten Ort auf. Die zweite Hauptperson ist Nakata, der nach einem mysteriösen Vorfall seine Erinnerungen verloren hat. Er ist Analphabet, kann aber er mit Katzen sprechen und hat weitere übersinnliche Kräfte. Seine Gegenfigur ist Saeki-San, die Leiterin der Komura-Bibliothek, in der Kafka für eine Weile Zufucht findet. Saeki-San ist eine Frau über fünfzig, sie lebt jedoch in ihren Erinnerungen und so erscheint sie Kafka nachts auch als fünfzehnjähriges Mädchen. Alle Personen müssen wichtige Erfahrungen machen, die sie in ihrem Selbsterkenntnisprozess weiterbringen. Die Beziehungen zwischen den Personen bleiben rätselhaft, obwohl inhaltliche Zusammenhänge immer wieder genau erläutert werden, Bewusstseins- und Realitätsebenen überlagern sich. Auch ist es nicht das Ziel des Autors, das Unerklärliche und Mysteriöse am Ende aufzuklären. Sein Spiel mit Fantasie, dem Mythos und die Mischung aus asiatischen und europäischen Kulturinhalten, die Montage aus moderner Realität und Überlieferung machen die Faszination dieses Werkes aus. Das Buch wurde in der Rubrik „Jugendjury“ für den deutsche Jugendliteraturpreis 2005 nominiert. Mit über 600 Seiten, dem ständigen Perspektivenwechsel und den surrealen Handlungskomponenten verlangt es dem Leser einiges an Durchhaltevermögen ab. In der Deutlichkeit der Darstellung überschreitet das Buch sicher auch die Grenzen eines Jugendromanes. Geeignet zur Buchvorstellung, in Auszügen zur intertextuellen Analyse, zur Definition des Kafkaesken.