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Wladimir Kaminer: Coole Eltern leben länger. Geschichten vom Erwachsenwerden

Besprechung

Der Titel suggeriert einen ironisch übertreibenden Elternratgeber, aber der Leser merkt schnell, dass die Stoßrichtung und die erzählerische Potenz des Autors der „Russendisko“ weit darüber hinaus reichen. Doch auch mit dem Label „Axel Hacke + Harald Martenstein“ wird man Kaminers Rundumschlag noch nicht gerecht. Er ist nicht nur amüsant und witzig, Kaminer hat auch noch die besondere biografische Hintergrundfolie. Durch die Schule der kommunistischen Diktatur gegangen, sieht er die heutige Jugend – am Beispiel seiner pubertierenden Kinder – mit der Brille des erfahrenen, ja abgebrühten und danach wieder heruntergekühlten, eben des coolen Realisten. Diese Brille erlaubt ihm den kritisch-distanzierten, gelassenen Blick auf alle wichtigtuerischen Aktionismen und Aufgeregtheiten unserer bundesrepublikanischen Gesellschaft. Besonders nimmt er sich die Muster und Methoden von Schule und Unterricht, hier wieder speziell des Deutschunterrichts vor, spart nicht mit Seitenhieben und gießt seinen Spott über den unterrichtlichen Umgang mit der Literatur aus. Doch immer wieder kommt er zurück auf das zentrale Thema in diesen fast 50 kurzen Kapiteln: das schwierige Verhältnis von Eltern und aufbegehrenden Kindern, paradox formuliert in der Geschichte „Die Entführer“: „Die junge Generation braucht ihre Eltern eigentlich ständig, um der Welt und sich selbst zu beweisen, dass sie die Eltern überhaupt nicht braucht.“ (S. 247) Festgemacht an diesem Aufhänger gelingt Kaminer eine immer bedenkenswerte Abrechnung mit den Verhältnissen in seiner Jugend in der Sowjetunion, zugleich aber auch eine kritische Sichtung der Verformungen unserer Mainstream-Gesellschaft. Bei aller satirischen Überzeichnung und trotz recht hemdsärmeliger und saftig austeilender Formulierungen mündet das Schlusskapitel „Mein Leben mit Es“ in eine (man hat es schon die ganze Zeit geahnt) Liebeserklärung an das Kind, an seine, ja an alle Kinder.

Didaktische Hinweise

Auch für die unterrichtliche Arbeit in der Mittel- und Oberstufe der weiterführenden Schulen durchaus zu empfehlen.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte
  • Psychologie
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

Erscheinungsjahr

2014

ISBN

9783442547296

Umfang

304 Seiten

Medien

  • Buch