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Irina Korschunow: Er hieß Jan

Besprechung

Zum ersten Mal 1979 erschienen liegt das Buch in einer unveränderten Neuauflage vor. Nicht für jedes Jugendbuch, das vor mehr als 30 Jahren erschienen ist, lässt sich sagen, dass es immer noch aktuell und spannend zu lesen ist. Für Irina Korschunows “Er hieß Jan” gilt dies jedoch uneingeschränkt. Die 17-jährige Regine beschreibt ihre Schicksal in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs, die sie in einem Versteck in der Dachkammer eines Bauerhofes übersteht. Gerade dadurch, dass diese Erzählung nicht geradlinig verläuft, dass sich ihre Gedanken und Erinnerungen mit den Erlebnissen und Erfahrungen der Menschen, die sie dort verstecken, verbinden, entsteht ein beklemmendes und bewegendes Bild dieser Zeit. Regine, die geprägt von ihrer Familie eine überzeugte Anhängerin des Nationalsozialismus war, gerät durch Ihre Begegnung mit dem polnischen Zwangsarbeiter Jan ins Zweifeln. Mit ihrer wachsenden Liebe wächst auch die Erkenntnis ihres Irrtums und mehr und mehr wächst die Gefahr der Entdeckung, die für Regine und Jan den Tod bedeuten kann. Durch Verrat wird sie ins Gefängnis gebracht, während Jan abtransportiert wird. Während eines Bombenangriffs kann Regine fliehen und findet Schutz in der Kammer des Bauernhofs, die sie wohl bis zum Ende des Krieges nicht mehr verlassen wird. Dieses Ende selbst wird nicht beschrieben und so bleibt auch offen, ob Jan überhaupt eine Chance hatte zu überleben. Was dieses Buch so überzeugend macht, ist die Tatsache, dass man an Einzelschicksalen verstehen kann, was die Menschen blind machte und zu Mittätern werden ließ. Unspektakulär werden auch diejenigen geschildert, die aus Angst ihre eigenen Überzeugungen verbargen und und teils auch zur Hilfe oder wenigsten zum Schweigen bereit waren. Mit Jan und dem auf dem Hof beschäftigten französischen Fremdarbeiter Maurice, wird deutlich, dass es trotz aller erlittenen Qualen und Verfolgungen Verzeihen und eine Hoffnung auf einen anderen Weg nach dem Ende des Krieges geben kann. Regines Wandel zeigt, dass Hass und Vorurteile keine Basis für eine bessere Zukunft sein können.

Didaktische Hinweise

Geeignet als Leseangebot für die Schulbibliothek, als Lektüre in der Klasse und als Grundlage für Referate, auch im Geschichtsunterricht.

Vom dtv-Verlag gibt es hier ein kostenfreies Unterrichtsmodell.

Alle hier rezensierten Werke von Irina Korschunow

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 10

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

FÜZ

  • Politische Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783423782845

Umfang

160 Seiten

Medien

  • Buch