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Cornelie Kister: Knochenraub am Orinoko. Ein Abenteuer mit Alexander von Humboldt

Besprechung

Der weltbekannte Wissenschaftler Alexander von Humboldt bereiste um 1800 Südamerika. Seine Aufzeichnungen sind Ausgangspunkt dieses Kinderbuches. Fiktiv aber dürften seine Begleiter Pedro und der von Humboldt freigekaufte schwarze Sklavenjunge Abasi sein. Sein französischer Begleiter Aimé Bonpland hat ihn dagegen wirklich nach Cumaná (heute Venezuela), später auch auf die Expedition durch den Urwald des Orinoko begleitet. Ob die lebensgefährliche Begegnung mit einem „Zambo“ real oder fiktiv ist, kann hier nicht entschieden werden, wohingegen der „Raub der Skelette“ offenbar wieder auf Humboldts Aufzeichnungen zurückgeht, während andere dort genannte „Abenteuer“ im Buch nur erwähnt werden. Die Vermischung von Fiktion und Realität macht sich hier besonders bemerkbar. Da es keine entsprechenden Hinweise gibt, auch kein Literaturverzeichnis, können Leserinnen und Leser gerade diese beiden wichtigen Ebenen des Buches nicht unterscheiden. Die „Sachinformationen“ sind ohne Quellenangaben überwiegend nutzlos, zudem sehr allgemein und gelegentlich falsch. Alexander von Humboldts Abneigung gegen die in Amerika weit verbreitete Sklaverei, insbesondere gegen den „Dreieckshandel“, wird deutlich, die Beziehung der Sklaverei zu europäischen Staaten nicht. Auch wird nur angedeutet, welche Bedeutung die sog. „Missionare“ für die Indianer Südamerikas hatten. Welche Rolle die katholische Kirche für die sog. „Missionsstationen“ spielte, wird nicht erwähnt. Verwirrend ist in diesem Zusammenhang auch, dass ein Jaguarjäger Don Ignacio genannt wird, ein Mitglied der nächstgelegenen Missionsstation, der angeblich zugleich Frater und Pater ist. Bernardo Zea hingegen ist eine reale Person, nach allem was man weiß, jedoch kein gefräßiger und abergläubischer Pater.

Didaktische Hinweise

Die Verfasserin legt hier in der dtv-Reihe „Tigerauge“ ein Abenteuerbuch vor, das zugleich Sachinformationen enthält und so den „Risikoschülern“ der PISA-Studien entgegenkommen soll. Leider entsprechen gerade diese Sachinformationen nicht immer den an sie zu stellenden Anforderungen. Gerade wenn sich ein Buch auf die Aufzeichnungen eines bekannten Vertreters der Wissenschaft stützt – und das trifft auf Alexander von Humboldt zweifellos zu, sollten Ansätze von Wissenschaftlichkeit auch schon für Kinder erkennbar werden. Literaturhinweise und ein Register wären in diesem Zusammenhang ein wichtiger erster Schritt. Der Band sollte dennoch in Schulbibliotheken als Lektüre gerade für schwächere Leserinnen und Leser vorhanden sein, kann er doch auch einfach als fiktive Abenteuererzählung gelesen werden.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 4 bis 7

Fächer

  • Deutsch
  • Geografie/Erdkunde

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783423760072

Umfang

126 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book