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Otfried Preußler: Krabat

Besprechung

Mit den Jugendliteraturpreis prämiertes, spannendes Buch, in dem ein Junge mit Unterstützung anderer gegen dunkle Magie ankämpft.

Unfreiwillig gerät Krabat, ein 14-jähriger wendischer Betteljunge, in die Fänge eines Zauberers dunkler Magie. Ein innerer Ruf lässt ihn die Mühle im Koselbruch aufsuchen. Als ihn der dortige Meister fragt, ob er hier Lehrjunge werden mag, hört Krabat sich zustimmen. „Seine Stimme klang fremd, als gehörte sie gar nicht ihm. […] Krabat schrie auf, wollte weglaufen: weg, bloß weg von hier! – doch der Meister vertrat ihm den Weg.“ (S. 16) Allen zwölf Lehrjungen der Mühle ist klar, dass weglaufen nicht geht. Sie trösten sich wie Krabat damit, dass ihnen als ehemalige Betteljungen nun der tägliche Schlafplatz und auch eine warme Mahlzeit sicher sind (S. 26). Dazu lehrt ihnen der Meister des Abends in der „Schwarzen Schule“ Zaubersprüche, die sie auch hin und wieder außerhalb der Mühle anwenden dürfen. So akzeptieren die Mühlknappen auch, dass in Vollmondnächten ein Kutscher mit Hahnenfeder ankommt, der Säcke zum Mahlen bringt. Wie Krabat schon früh entdeckt, werden in dem eigens dafür vorgesehenen „Toten Mahlgang“ Zähne und Knochen (S. 33) gemahlen. Anfangs sieht Krabat in der dunklen Kunst vor allem die vielen Vorteile, die man sich damit verschaffen kann. Als dann aber sein Freund Tonda in der Neujahrsnacht stirbt, ahnt Krabat, dass die schwarze Schule etwas damit zu tun hat. Er erkennt, wie ausgeliefert die Jungen dem Meister sind, möchte sich befreien und den jährlichen Tod eines der Lehrjungen rächen. Es gelingt ihm – mit Unterstützung und Liebe.

In Zeiten, in denen Bücher über Zauberei, Hexerei, ein bisschen Feenspaß usw. viel Anklang finden, mag dieses Buch, das sich der negativen Seite der Zauberei widmet, ungewohnt sein. Thematisiert werden auch ein Gefangen- und Ausgeliefertsein, dem man nur mit starkem Willen und gemeinschaftlicher Unterstützung entkommt. Was Krabat erlebt und welche Ängste er ausstehen muss, ist angesichts des oft sehr sachlichen personalen Erzählstils auszuhalten. Dem/der Leser/-in wird die Geschichte aus Sicht Krabats erzählt, doch viele seiner Emotionen bleiben dabei ausgespart. Selbst dann, wenn Krabat sich an seine Träume erinnert, werden diese ganz unpersönlich mit „Krabat geht …“ erzählt. Dadurch wirken die Erfahrungen Krabats auf die (jungen) Leser/-innen nicht zu bedrückend und nah; gleichzeitig eignet sich Krabat als junge und sympathische Figur zur Identifikation für die Leser/-innen.

Interessant und wertvoll am Buch ist, dass Krabat sein Leben in der Mühle und auch den Weg aus ihr heraus nur mit der Mischung aus dem eigenen starken Willen und der Hilfe anderer schafft. Diese Erkenntnis gemeinschaftlicher Unterstützung kann auch in der Übertragung auf existentielle Situationen der Jetztzeit dienlich sein.  

Didaktische Hinweise

Wie bei jedem Buchtitel muss individuell abgewogen werden, in welcher Jahrgangsstufe man das Buch lesen will und ob sich für die jeweilige Klasse als Klassenlektüre eignet; bei „Krabat” ist insbesondere die pädagogische Einschätzung der Lehrkraft bzgl. der Klasse im Hinblick auf die Konfrontation mit der dunklen Seite von Magie zu berücksichtigen.

Arbeitsaufträge können in einem ersten Schritt die Inhalte der Schwarzen Schule greifbar machen:

  • Verfasse einen Lexikoneintrag zur Schwarzen Schule. Beschreibe hierfür Unterrichtsstunde, -zeit und -inhalte und erkläre als Beispiel kurz die ersten Zauber, die Krabat lernt.
  • Informationen hierfür erhältst du im Buch oder auf dieser Website.

Krabat nimmt die Inhalte der Schwarzen Schule im Verlauf der drei Lehrjahre sehr unterschiedlich wahr. Folgende Arbeitsaufträge können den Wandel zeigen:   

  • S. 1-16: Wie kommt der Betteljunge Krabat in die Mühle? Warum verlässt Krabat die Mühle nicht wieder?
  • In der Mühle: Notiere in einem Kreis jeweils den Namen und eine Eigenschaft eines Lehrjungen. (S. 24 oben)
  • Erinnere dich an Stellen im Buch, an denen Krabat die schwarze Magie außerhalb der Mühle nutzt. Notiere dazu, welchem Zweck die Zauberei hier dient.
  • Krabats Einstellung zur Mühle, zum Meister und zur schwarzen Kunst wandelt sich: Finde Anhaltspunkte und Textbelege und trage die Ergebnisse in ein Koordinatensystem ein:
    • y- Achse: 0=Verachtung der schwarzen Kunst, 10=Wertschätzung der schwarzen Kunst
    • x-Achse: Zeitraum von drei Jahren mit folgenden Zeitpunkten: nach der Ankunft in der Mühle, in der Mitte des ersten Jahres (S. 58), nach dem Tod Tondas, nach dem Kennenlernen der Kantorka, zum Angebot des Meisters, auf der letzten Seite.

Interessant ist auch, wie Krabat aus dieser scheinbar ausweglosen Situation herausfindet. Grundlegend für die Rettung aller ist nicht nur Krabats innerer Wandel, der mit dem Koordinatensystem gezeigt werden kann, sondern auch die Hilfe, die er von außen bekommt. Die Namen der Helfer/-innen und ihre jeweiligen Hilfestellungen lassen sich gleich einem Netz um Krabat platzieren. An folgende Personen ist als Lehrkraft dabei zu denken: 

  • Tonda hilft ihm in der ersten Zeit und sorgt dafür, dass Krabat sein Mädchen zu schützen weiß.
  • Michal hilft Krabat in der Trauer um Tonda.
  • Juro wird am Ende mit zur Schlüsselfigur, indem er Krabat verrät, wie man sich vor dem Eindringen des Meisters in die eigenen Gedanken zu schützen weiß und wie der Meister zu besiegen bzw. die Lehrjungen zu befreien sind.
  • Krabats Mädchen ist am Ende die Rettung aller.

Arbeitsauftrag hierzu könnte sein: Überlege, welche Personen Krabat helfen. Notiere sie und schreibe dazu, wie sie Krabat helfen.

 

„Krabat” eignet sich aufgrund des faszinierenden Themas der Zauberei und der fesselnden, spannenden Handlung als motivierende Lektüre für Kinder und Jugendliche. Zudem ist es lohnenswert, „Krabat” als Klassenlektüre auszuwählen, um die vielfältigen darin enthaltenen Themen zu behandeln: z. B. Erfolg durch Willensstärke, gegenseitige Hilfe, Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe, aber auch die Zwänge von Armut, Fremdbestimmung und Manipulation (vgl. u. a. Buchbesprechung und mögliche Arbeitsaufträge oben). 

 

 

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 6 bis 8

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

15. Aufl. 2016

ISBN

9783423252812

Umfang

349 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch
  • Film