David Guterson: Der Andere

Besprechung

John Williams stammt aus einer reichen Oberschichtfamilie, Neil Countryman, der Ich-Erzähler, aus der Mittelschicht. Die beiden schließen Freundschaft, gemeinsam ist ihnen die Begeisterung für die Natur, die amerikanische Wildnis. Während Neil studiert, Lehrer wird, heiratet und Kinder bekommt, wird Johns Abscheu gegen die „Hamburger-Welt“ immer stärker genauso wie die Unbedingtheit seiner Ansprüche an sich selbst und andere Menschen. Seine Depressionen (sie werden später mit traumatischen Erfahrungen in der Kindheit erklärt) versucht er mit dem Rückzug in die absolute Einsamkeit zu bekämpfen. Neil bleibt als einziger Freund, er allein ist eingeweiht, dass der Freund weit weg von aller Zivilisation in einer Kalkhöhle lebt. Besuche bekommt er nur von Neil, der ihm aus der „Hamburger-Welt“ Bücher, Musik, warme Kleidung, Süßigkeiten oder Medikamente bringt. Er kann zusehen, wie es dem Freund schon allein körperlich immer schlechter geht, aber er hält sein Versprechen, niemandem von Johns Aufenthaltsort zu erzählen. Während einer längeren Abwesenheit Neils im Winter bezahlt John seine Kompromisslosigkeit mit dem Leben. Neil findet ihn und bestattet ihn in der Höhle. Neil wird letztlich Nutznießer von dessen Tod, weil John ihm ein riesiges Vermögen hinterlassen hat. (Aus dem Amerikanischen übersetzt von Georg Deggerich)