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Harper Lee: Gehe hin, stelle einen Wächter

Besprechung

Harper Lee, die im Februar 2016 89-jährig gestorben ist, wurde mit ihrem Romane „Wer die Nachtigall stört“, 1960 erschienen, weltweit berühmt, vielfach übersetzt und verfilmt. Sie hatte ihrem Verlag zuerst „Gehe hin ...“ angeboten, man verlangte von ihr jedoch die Vorgeschichte. So wurden Scout und ihr Bruder Jem samt ihrem alleinerziehenden, von der schwarzen Köchin Calpurnia unterstützten Vater Atticus Finch, Anwalt und von Scout bewunderter Kämpfer für die Recht der Schwarzen in den 1930ger Jahren, berühmt. Erst im vergangenen Jahr wurde die „Fortsetzung“ veröffentlicht. Dieser Romane ist eigentlich der interessantere. Jean Louise, früher Scout genannt, ist 26, lebt in New York – einer der autobiographischen Bezüge – und kehrt für einen Sommer in das kleine Städtchen in den Südstaaten zurück, in dem sie aufgewachsen ist. Sie findet eine veränderte Welt. Ihr Bruder lebt nicht mehr, ihr Vater ist alt, leidet unter Gelenkschmerzen und wird von Alexandra, seiner Schwester und strengen Methodistin, betreut. Seine Kanzlei übergibt er nach dem plötzlichen Tod seines Sohnes Henry, der Jean Louise heiraten will. Die Tante führt ein strenges Regiment und passt hervorragend zu den Kleinbürgern, die ihre rassistische Einstellung nie geändert haben und für die Rassentrennung sind. Jean erzeugt gleich nach ihrer Ankunft einen Skandal, weil sie und Henry nackt baden und dabei beobachtet werden. In der Kirche wird dann, rein zufällig, über Jesaja 21,6 („Gehe hin, stelle einen Wächter, der da schaue und ansage“) gepredigt. Das wirklich Bedrückende für Jean Louise ist, dass sich ihr bewunderter Vater, den sie in ihrer Kindheit als Verteidiger eine schwarzen Jungen in einem Vergewaltigungsprozess erlebt hat, nicht gegen die Segregation stellt. Sie belauscht ungewollt eine Versammlung, bei der Atticus und Henry den üblen Reden eines Segregationisten lauschen. Wäre nicht ihr Onkel Jack, der vermittelt, könnte es nicht zu einer Versöhnung kommen.

Didaktische Hinweise

Die Vorgeschichte des Romanes „To kill the mockingbird“ sollte die Lektüre ergänzen, beides besser natürlich in der Originalsprache. Harper Lees Biographie mit der engen Verbindung zum Kinderfreund Truman Capote, den sie bei der Entstehung des Romanes „Kaltblütig“ unterstützte, interessiert auch im Hinblick auf die Figur der Scout – Jean Louise. Die Romanhandlung ist in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt, Kriegstraumata kommen am Rand vor, zum Beispiel mit der Verletzung Henrys.

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783421047199

Umfang

314 Seiten

Medien

  • Buch