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Christopher Clark: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog

Besprechung

Wer sich auf die Fülle von Informationen einlässt, die Christopher Clark in seinem Buch über den Weg zum Ersten Weltkrieg zusammengetragen hat, wird voller Spannung weiterlesen, auch wenn das Ergebnis bekannt ist. Dies liegt wohl in erster Linie daran, dass es nicht zuerst um die oft diskutierten Fragen von Kriegsschuld und unvermeidbarer Zwangsläufigkeit geht, sondern dass die handelnden Personen mit ihren Ideen, Beziehungen und -oft genug - paranoiden Vorstellungen den Lauf der Dinge beeinflussen, ohne sich klarzumachen, welche katastrophalen Folgen ihr Tun haben wird. „Alle meinten, unter Druck von außen zu handeln. Alle meinten, der Krieg werde ihnen von den Gegnern aufgezwungen. Alle trafen jedoch Entscheidungen, die zur Eskalation der Krise beitrugen“ (Clark-Interview in der ZEIT vom 24.9.2013). Dabei handelt es sich keineswegs um ein einfaches personenorientiertes Geschichtsbild, da die Verflechtung mit politischen und gesellschaftlichen Ideen und Entwicklungen wiederholt deutlich gemacht wird. In diesem Zusammenhang werden dann immer wieder scheinbar feste Dogmen wie die deutsche Kriegsschuldfrage, das zwangsläufige Eingreifen Russlands oder die Bündnistreue Großbritanniens auf den Prüfstand gestellt. Wenn Christopher Clark in einem Interview (Deutschlandradio Kultur, 22.3.2014) zur heutigen Krisenpolitik auch deutlich macht, dass heute ganz andere Strukturen das Geschehen bestimmen, erscheint dennoch etliches im Umgang der Staaten miteinander und in Aussagen mancher Politiker erschreckend aktuell. (Aus dem Englischen übersetzt von Norbert Juraschitz)

Didaktische Hinweise

Für Schüler der gymnasialen Oberstufe, die sich mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs auseinandersetzen, ist das Buch eine lohnende Lektüre, wobei die Art der Darstellung diese trotz aller Komplexität lesbar macht. Besonders spannend dürfte es dabei sein, in Referaten und Diskussionen die gängigen Thesen anhand der Darstellung von Christopher Clark zu betrachten und mit Quellen und anderen Aussagen zu vergleichen. Gerade durch die Entwicklungen in der Ukraine und auf der Krim lässt sich auch hier die Frage der Aktualität deutlich machen.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Geschichte, Archäologie

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783421043597

Umfang

896 Seiten

Medien

  • Buch