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Anna Kuschnarowa: Djihad Paradise

Besprechung

Das Thema ist heiß, sehr heiß. Das geht schon mit dem Titel los: Der Djihad, das ist das, was islamkritischen westlichen Medien zuerst einfällt, wenn sie an muslimische Kultur denken. Der „Djihad“, das bedeutet für die meisten Muslime „Anstrengung, Bemühung, Einsatz auf dem Weg zu Gott“, für einige fundamentalistische Muslime hat es aber auch die Bedeutung von „Kampf für die Sache Gottes“ und das kann dann bedeuten, dass ein „Kampf gegen die Ungläubigen“ daraus wird. Kuschnarowa, der es immer wieder neu gelingt, sich in neue Themen hineinzuarbeiten (nach „Junkgirl“ zum Thema Drogen kam „Kinshasa Dream“ zum Thema afrikanische Flüchtlinge), hat mit diesem Jugendbuch sicher kein einfaches Lesefutter vorgelegt. Abwechselnd aus der Sicht von Romea, dem wohlstandsverwahrlosten Mädchen aus dem guten Hause, und Julian, dem Loser, der mit seinem alkoholkranken Vater zusammenlebt, wird erzählt, wie deutsche Jugendliche zum Islam konvertieren und unterschiedliche Zugangsweisen zu dieser Religion finden. Julian lässt sich schnell faszinieren von den radikalen Positionen der Salafisten, Romea folgt ihm zunächst auch dorthin, fühlt sich dann aber abgestoßen von der gewaltorientierten Deutung des Koran. Ihre große Liebe scheitert an diesen Differenzen, Romea bleibt Muslimin, wendet sich aber liberalen Strömungen zu. Julian dagegen wählt den Weg eines Selbstmordattentäters und glaubt damit, seinem Leben einen Sinn geben zu können. Positiv hervorzuheben ist, dass das Buch differenziert die verschiedenen Wege des Islam darstellt, aber auch vor den Gefahren des Islamismus warnt. Die Entscheidungen der beiden Jugendlichen werden demnach nachvollziehbar, können aber auch kritisch beurteilt werden. Kuschnerowa, die als Ägyptologin universitär tätig war, beweist, dass sie Einblick und Einfühlungsvermögen in die muslimische Kultur hat. Etwas übertrieben können vielleicht die Darstellungen der Ausbildungscamps in Pakistan erscheinen, hier gerät ihre Erzählung etwas reißerisch.

Didaktische Hinweise

Das Buch eignet sich insbesondere für Klassen mit interkulturell-interreligiöser Zusammensetzung. Die Konversion der beiden jugendlichen Hauptfiguren wird nicht verurteilt, sondern aus dem Inhalt heraus verständlich gemacht und dadurch zur Diskussion gestellt. Ein Projekt zusammen mit den Fächern Ethik oder Religion bzw. auch Sozialkunde ließe die durch den Romane aufgeworfene Problematik in all seinen Dimensionen erörtern.

Alle hier rezensierten Werke von Anna Kuschnarowa

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 11

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783407811554

Umfang

416 Seiten

Medien

  • Buch