Miriam Pressler; Helga (Ill.) Bansch: Guten Morgen, Gute Nacht

Besprechung

Mirjam Pressler hat einen Text verfasst, in dem sieben verschiedene Tiere (Hase, Katze, Maus, Bär, Schwein, Schaf und Hund) den sieben Wochentagen zugeordnet und sowohl ihr Erwachen und das Hinausgehen in die je eigene Erlebniswelt wie auch das Schlafengehen thematisiert werden. Dabei folgen von je 22 Versen die ersten vier und die letzten beiden einem Muster, das geringfügig variiert wird und dadurch den Zuhörern großes Vergnügen bereitet: Sie warten auf die Erfüllung des Schemas, erhalten die Erwartung teilweise erfüllt und teilweise durch einen neuen Einfall widerlegt. Dieses Spiel mit der erfüllten bzw. nicht erfüllten Erwartung ähnlich wie bei Witzen schärft die Ohren und macht Spaß. Rasch behalten die Kinder die Varianten und verknüpfen so den Wochentag mit einem Tier, merken sich die Reihenfolge der Tage und erfahren durch die Gegenüberstellung der Tiere einiges über ihre Verhaltensweisen. Dabei ist das Buch nie pädagogisch bemüht, sondern vor allem ein vergnügliches Spiel mit der Sprache. Wird das Metrum auch einmal nicht erfüllt, wirkt dies dennoch reizvoll. Auch Wörter, die nicht unbedingt gängig sind in Kinderbüchern, wie das Rülpsen des Mäuschens oder Verkleinerungsformen der Alltagssprache wie „ Schnuckelchen“, finden sich zur Freude der Kinder und werden kontrastiert durch eine sehr differenzierte Wortwahl. Auch machen Lautmalereien das Buch zum Vorlesen und zur Vertonung als Hör-CD sehr geeignet.

Es ist ein liebevoller, sehr heiterer Text von der Freude am Leben und dem Genuss des Ruhens im Schutz der wachsamen Eltern. Die in warmen, pastosen Farben gehaltenen Bilder von den Tiererlebnissen und den Schlafszenarien mit den liebevollen Eltern sind sehr ansprechend und durch den Wechsel von Aktionen und Ruhe als Bildinhalt nie langweilig. Sie eignen sich zum längeren Betrachten und zum Vorlesen an jedem einzelnen Tag der Woche, da die je 22 Verse genug Stoff zum Weitererzählen und Träumen bieten.