mobile Navigation Icon

Christoph Wortberg: Dieser eine Moment

Besprechung

Völlig weggetreten, überglücklich fährt Jan vom Strand nach Hause. Er sitzt auf seinem Fahrrad. Es ist dunkel. Die Arme hat er weit ausgestreckt, seine Augen sind geschlossen. Die ganze Fahrbahnbreite, die ganze Welt gehört ihm. Weder der Regen noch das herannahende Auto können ihn erreichen, ihm sein Glück nehmen. Bis das Auto bremsen muss, um dem Radfahrer auszuweichen. Der Wagen rutscht auf der nassen Fahrbahn und prallt mit aller Wucht gegen einen Alleebaum. Die Windschutzscheibe zerspringt. Der Fahrer ruft den Namen seiner Begleiterin „Cathrin“. Und Jan flieht. Dieser eine Moment ändert für Jan alles. Fassungslos ruft er seine Freundin an. Eben noch zwischen zwei Strandkörben das absolute Glück und gefühlte Sekunden später der Unfall. Laura hört ihm zu und verarztet seine Wunden. Splitter von zerbrochenem Glas haben sich in seine Haut gebohrt. Doch auch als die Wunden verheilt sind, lässt ihm der Unfall keine Ruhe. Seine Berufsausbildung, die Familie, seine Freundin schaffen es eine ganze Zeitlang ihn abzulenken und seine Fahrerflucht zu verdrängen. Trotzdem muss er immer wieder an die Frau im Unfallwagen denken. Monate später trifft er sie zufällig in einem Café wieder. Sie ist blind. So als ob er bisher selbst blind durchs Leben gestolpert ist, erkennt Jan plötzlich wie verlogen doch alles in Wirklichkeit um ihn herum ist: Seine Ausbildung, die er nur seinem Vater zuliebe angetreten hat, die ihn im Grunde aber überhaupt nicht interessiert; seine Eltern, die sich noch nie wirklich verstanden haben; die Beziehung zu seiner Freundin, die ihn nicht wirklich versteht. Erst mit Cathrin wird Jan klar, was in seinem Leben wirklich fehlt. Gemeinsam ziehen sie los: Einmal etwas völlig Verrücktes machen ... Ein tiefgründiges Buch über das, was das Leben lebenswert und lebendig macht.

Didaktische Hinweise

Christoph Wortberg schafft in seinem Romane viele Momente, die zum Reflektieren der eigenen Situation anregen: Über das Interesse am eigenen Beruf, über Glück und Verständnis in der Partnerschaft, über Haltung und Umgangsformen innerhalb der Familie, über das Verhältnis zu den Eltern und Geschwistern. Für Jan wird die Fahrerflucht zum Auslöser seine Situation zu überdenken. Die Konsequenz, alles hinter sich zu lassen und mit Cathrin aufzubrechen, zeigt zum einen Jans letztlich radikale Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, lässt aber trotz vehementem Ausschluss des Aspekts im Romane insgeheim doch die Frage offen, ob er nicht doch auch aus Schuld gegenüber Cathrin so handelt. Motive für Jans Handeln und die Konsequenzen, die er daraus zieht, sind mit Schülern ab der späten Mittelstufe sicher gut diskutierbar und können einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung leisten.

Alle hier rezensierten Werke von Christoph Wortberg

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783407743275

Umfang

192 Seiten

Medien

  • Buch