Navid Kermani: Zwischen Koran und Kafka. West-östliche Erkundungen

Besprechung

Bei dem Werk des deutschen Orientalisten, Schriftstellers und Friedenspreisträgers 2015 des Deutschen Buchhandels Navid Kermani handelt es sich um eine Sammlung von 16 Essays, Abhandlungen und Reden, in denen Kermani ganz unterschiedlichen Fragestellungen nachspürt. Dabei schafft er es immer wieder, eine Brücke zwischen Orient und Okzident zu schlagen. Indem er den Koran als poetischen Text liest, öffnet Kermani die östliche Literatur für westliche Leserinnen und Leser. Er entdeckt nicht nur die mystische Dimension in den Werken Goethes und Kleists, sondern erschließt so auch die politische Bedeutung des Theaters von Shakespeare über Lessing bis Brecht. Es gelingt Kermani dabei immer wieder, aktuelle Bezüge herzustellen, wie z. B. in seinem Text über Lessing und den Terror der NSU oder in seiner bereits 2005 gehaltenen Rede über Stefan Zweig zum 50. Jahrestag der Wiedereröffnung des Burgtheaters, die sich mit der Flüchtlingskatastrophe an Europas Außengrenzen befasst und die vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsproblematik aktueller ist denn je. Ergänzt wird der Band durch die preisgekrönte Rede, die Kermani 2014 zum 65. Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes im Deutschen Bundestag gehalten hat.