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Nicholson Baker: Der Anthologist

Besprechung

Der Ich-Erzähler stellt sich als Paul Chowder vor, ein Schriftsteller und Lyriker, der an seinem Auftrag, das Vorwort für eine Anthologie zu schreiben, zu scheitern droht. Seine Lebensgefährtin hat ihn verlassen, weil sie seine Zögerlichkeit nicht mehr ertragen hat. Jetzt trauert er auch noch um sie. Chowder sieht sich als „klassischen Versager“ und sitzt den halben Tag auf einem Plastikstuhl in einer alten Scheune. Während er sein Unvermögen zu schreiben in immer beredteren Worten – hier erinnert er an Lord Chandos – erläutert, entsteht ganz unbemerkt das Vorwort. Am Schluss gibt er den Text ab und der Auftraggeber ist zufrieden, er müsse ihn allerdings kürzen. Das ist verständlich, schließlich umfasst das Vorwort die etwa 250 Seiten des Romans. Chowder entwickelt nebenbei eine Poetologie, in der er eine Lanze für den Reim bricht und sich für die Wiederbelebung des vierhebigen Jambus einsetzt. Die Übersetzung versucht die Unterschiede zwischen deutscher (Hebungen) und englischer (Silben) Metrik auszugleichen. Manche Verse werden dennoch im Original zitiert, was den Zugang sehr erleichtert. Hübsch sind auch die Notenzeilen - kundige Kritiker stellten fest, es handle sich um gefällige Melodien.

Didaktische Hinweise

Der Vergleich mit Hofmannsthals berühmten „Chandos-Brief“, ebenso Thomas Manns „Schwere Stunde“ oder Paul Austers „Die Nacht des Orakels“ liegt nahe. Das Buch eignet sich für alle sprachlichen Fächer, in denen Gedichte analysiert werden, aber auch für Musik, da es ja in ihm nicht zuletzt auch um Rhythmus und Melodien geht.

Alle hier rezensierten Werke von Nicholson Baker

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 12

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783406598388

Umfang

271 Seiten

Medien

  • Buch