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Nadja Spiegelman: Was nie geschehen ist

Besprechung

Nadja ist die Tochter des Comic-Zeichners Art Spiegelman und Françoise Mouly, der französischen Art-Direktorin des New Yorker. Sie konnte niemanden aus der Spiegelman Familie kennenlernen, da alle durch die Shoah umgekommen und die Großeltern vor ihrer Geburt gestorben waren. Dagegen hatte sie bei Frankreich-Aufenthalten Kontakt mit ihrer großen französischen Sippe und konnte während der Arbeit an dem Buch den Erzählungen ihrer französischen Großmutter lauschen und ihr Fragen stellen. Als Kind sah die Erzählerin in ihrer Mutter eine Fee, die alle Macht hatte, als Heranwachsende begann sie unter ihren Ausbrüchen zu leiden und ihre Fehler zu sehen. Ihre Mutter führte ihre Probleme auf ihre komplizierte Kindheit zurück. Als Nadja ihr von dem Projekt erzählt, ein Buch über sie zu schreiben, stimmt sie nach anfänglichem Widerstand zu und es kommt zu langen Gesprächen, in denen sie von ihrer Jugend mit der Mutter Josée, die von ihrem Mann getrennt lebte und sie strengen Regeln unterwarf, erzählt. Sie war vor diesem Reglement als junge Frau nach Amerika geflohen und hatte sich dort ein anderes, freieres Leben erobert, sich dabei immer wieder über das amerikanische Sicherheitsbedürfnis lustig machend. Als Nadja nach Paris fährt und ihre auf einem Hausboot lebende Großmutter trifft, stellt sich heraus, dass die eine andere Version der Geschichte über ihre Tochter erzählt. Die drei Frauen verbringen einen luxuriösen Urlaub auf Ischia und durchleben noch einmal alle ihre Konflikte. Das Romandebüt ist eine komplexe Geschichte, die in einfacher, sachlicher Sprache, mit einigen poetischen Einsprengseln erzählt wird. Der Originaltitel ist „I'm Supposed to Protect You from All This“, was den Grundgedanken wiedergibt, nach dem eben das, nämlich seine Kinder vor dem zu beschützen, was einen selbst geprägt hat, gerade nicht möglich ist. Der deutsche Titel trifft keinen im Buch enthaltenen Gedanken, denn es geht um verschiedene Sichtweisen, nicht um ein Leugnen.

Didaktische Hinweise

Für die Schüler kann die junge Erzählerin eine Identifikationsfigur darstellen, die sich als junge Amerikanerin jüdischer Abstammung ihren Weg suchen muss. Die andere Seite bildet Europa, besonders das Frankreich der Nachkriegsjahre, die Scheidung der Eltern von Nadjas Mutter, bei der die Geschwister getrennt wurden, die Sommer in Südfrankreich, die Therapie, der sich Françoise als Teenager unterziehen muss. Dazwischen ist Françoise, die sich bei einem Hoteljob ein Flugticket erarbeitet und sich nach vielem Hin und Her und einem Selbstmordversuch in New York eine Existenz aufbaut.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch

Erscheinungsjahr

2018

ISBN

9783351037055

Umfang

394 Seiten

Medien

  • Buch