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Charles Lewinsky: Der Wille des Volkes

Besprechung

Der 1946 geborene Schweizer Schriftsteller Charles Lewinsky schreibt Hšrspiele, Theaterstücke, Drehbücher und Romanee und erhielt für seine Werke zahlreiche Preise in der Schweiz und im Ausland. Sein Romane Melnitz (2006) wurde in zehn Sprachen übersetzt und ebenso wie seine jüngeren Romanee Gerron (2011) und Kastelau (2014) mehrfach ausgezeichnet.

Sein neuster Romane Der Wille des Volkes erzählt von einer gar nicht so fernen Zukunft, denn Lewinsky dreht nur an ganz wenigen Stellschrauben der technischen Entwicklung. Alle digitalen Techniken der Überwachung und der Manipulation, die in seinem Romane beschrieben werden, sind schon längst vorhanden. Lediglich der Sieg einer rechtspopulistischen Partei, die diese Technik konsequent missbraucht, fehlt noch. Mit dem Sieg der „Eidgenössischen Demokraten“ ist die Kontrolle über die freie Presse verbunden, die aber ohnehin kaum noch existiert, da ihr das Internet endgültig das journalistische Wasser abgegraben hat. Geld für intensive Recherchen ist schon lange nicht mehr vorhanden, da die Zeitungen das Anzeigengeschäft endgültig an das Internet verloren haben und ihre Abonnenten langsam, aber sicher aussterben. Die „Eidgenössischen Demokraten“ stellen die Nation in den Mittelpunkt ihrer Politik und kappen die Handelsbeziehungen zur übrigen Welt. Verarmung und Arbeitslosigkeit sind die Folge, werden aber von der herrschenden Partei geleugnet. Und die vierte Gewalt, die diese Lügen entlarven kšnnte, ist fast verschwunden.

In diesem Szenario erhält der pensionierte Journalist Kurt Weilemann eine geheimnisvolle Nachricht von dem ehemaligen Kollegen Derendinger. Bevor Weilemann begreift, worum es eigentlich geht, stirbt Derendinger fast vor seinen Augen, und Weilemann ist sich sicher, dass sein Kollege ermordet worden ist. Weilemann versucht der Sache auf den Grund zu gehen und ist dabei relativ erfolgreich. Der Mord an Derendinger, so findet Weilemann heraus, hat mit einem weiteren Mord vor zwanzig Jahren zu tun. Damals wurde der Vorsitzende der „Eidgenössischen Demokraten“ Morosani auf offener Stra§e erschossen, angeblich von einem Eritreer, dessen Asylantrag abgelehnt worden war. Dies hatte den ersten Wahlsieg der rechtspopulistischen Partei zur Folge, die seither die Schweiz regiert. Dass nicht der Eritreer, der sofort nach dem Mord von einem Polizisten getötet worden ist, der Mörder gewesen ist, sondern Wille, der seit Morosanis Tod Vorsitzender der Partei und Präsident der Schweiz auf Lebenszeit ist, bekommt Weilemann schließlich heraus. Es nützt nur nichts. Am Ende erfahren Weilemann und der schaudernde Leser, dass der alte Journalist bei seinen Recherchen fast lückenlos vom „Ordnungsamt“ überwacht worden ist. Das „Ordnungsamt“ hat Weilemanns Smartphone ausgelesen und jedes Gespräch mitgehört, jeden Klick im Internet verfolgt, und Kameras auf öffentlichen Plätzen und in Verkehrsmitteln haben seine Wege verfolgt. Auch wenn Weilemann die Wahrheit über die Morde schreiben würde, gäbe es keine Zeitung mehr, die seinen Artikel drucken würde, und im Internet würde seine Geschichte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sie wäre nur eine weitere Verschwörungstheorie.

Didaktische Hinweise

Dass es in Lewinskys Roman keine unabhängigen Medien mehr gibt, die über die Machenschaften und Verbrechen der Politiker berichten, ist das Thema, das man im Unterricht besprechen sollte. Die Herrschaft einer rechtspopulistischen Partei fußt in Lewinskys Romane auf dem Verschwinden des Qualitätsjournalismus. Bei dieser Thematik sollte man am besten mit dem Sozialkundelehrer zusammenarbeiten. Ein Zeitungsprojekt lŠßäge in der 10. Jahrgangsstufe in Verbindung mit der Lektüre des Romanes auf der Hand, da der Lehrplan für das G8 die Auseinandersetzung mit den Medien vorsieht. Mehrere überregionale Zeitungen bieten sehr hilfreiches und umfangreiches Unterrichtsmaterial an sowie den kostenlosen Bezug der Printausgaben. Die Webseiten der „Süddeutschen Zeitung“ und „Der Zeit“ stellen Arbeitsblätter und weitere Informationen zur Verfügung.

Der Romane ist als E-Book erhältlich. Der Verlag hält auf seiner Webseite Informationen zum Autor, Leseproben und eine Inhaltszusammenfassung bereit. Ferner findet man Pressestimmen und einen Link auf die Homepage von Charles Lewinsky, die Auskunft gibt über seine Biographie und über seine Bücher.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Medienerziehung
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783312010370

Umfang

384 Seiten

Medien

  • Buch