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Tschingis Aitmatov: Du meine Pappel im roten Kopftuch

Besprechung

Iljas, ein junger Lastwagenfahrer, lernt auf einer seiner Fahrten im kirgisischen Bergland per Zufall das hübsche Mädchen Asselji kennen, in das er sich sofort verliebt. Seine Nachforschungen ergeben jedoch, dass Asselji gerade entsprechend dem Brauch mit einem älteren und angesehenen Mann der Nachbarsippe verheiratet werden soll. Doch die beiden jungen Leute setzen sich über diese traditionelle Vorherbestimmung hinweg, fliehen gemeinsam und heiraten - zwar ohne den Segen der Eltern des Mädchens, aber mit der Sympathie der Kollegen Iljas’, die das junge Paar in jeder Hinsicht unterstützen. Die harte Arbeit, die der vor Tatendrang strotzende Iljas immer als eine persönliche Herausforderung begreift, verhindert allerdings zunehmend ein geregeltes Familienleben und er beginnt, seine junge, bald schwangere Frau, die ihm einen Sohn schenkt, emotional zu vernachlässigen. Als es gilt, einen vom Umfang her scheinbar unmöglichen Auftrag zu erledigen, setzt Iljas alles auf eine Karte und möchte mitten im Winter einen schweren Pass, noch dazu mit einem Anhänger, überqueren - eine Tat, die aus Sicherheitsgründen bisher verboten war und mit der Iljas sich außerdem die Feindschaft zumindest eines Teils seiner Kollegen zuzieht. In einem Anfall von Geltungsdrang und Rechthaberei, die sich in die Pflichterfüllung mischen, setzt Iljas nicht nur sein Leben aufs Spiel, sondern scheitert auch mit seinem Vorhaben. Er wird vom Fahrdienst zunächst suspendiert - schlimmer aber noch: In seiner Krise hält er sich nicht an Asselji, sondern flüchtet in eine Affäre mit seiner Vorgesetzten Kaditscha. Erst als Asselji daraufhin mit dem Kind spurlos verschwindet, begreift Iljas, dass sie ihn wohl für immer verlassen hat, und beginnt, sich seiner Situation bewusst zu werden. Jahrelang sucht er vergeblich nach Asselji. Schließlich findet er sie und seinen Sohn zwar bei einem Straßenmeister Baitemir wieder, der die Frau mit dem Kind einst aufgenommen hatte und nichts von der Ehe Iljas mit Asselji weiß. Am Ende bleibt aber offen, ob Asselji bei Baitemir bleiben oder noch einmal zu Iljas zurückkehren wird. In einer novellenartigen Rahmenerzählung wird uns die Geschichte von einem außenstehenden Erzähler - einem recherchierenden Journalisten - im Rückblick nahegebracht. In seine Erinnerung an eine Begegnung mit Iljas mischen sich Erinnerungen der anderen Beteiligten und führen zu einer perspektivischen Spiegelung der vergangenen Ereignisse.

Didaktische Hinweise

Das Buch erfüllt gleich mehrere Kriterien, um ggf. auch als Klassenlektüre in Frage zu kommen: Inhaltlich verbindet sich die Motivation, eine emotional ergreifende Geschichte zu lesen, mit der Möglichkeit, dabei auch über die Bedeutung gesellschaftlicher Normen und Konflikte mit persönlichen Entfaltungswünschen zu diskutieren. Die Charaktere werden prägnant entfaltet, und auch sprachlich bewegt sich Aitmatov auf einem literarisch hohen Niveau, bleibt aber dabei zugleich gerade für jüngere Schüler z. B. der Mittelstufe gut und flüssig lesbar.

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2003 (1986)

ISBN

9783293202519

Umfang

156 Seiten

Medien

  • Buch