Thomas Meyer: Rechnung über meine Dukaten

Besprechung

Bei Thomas Meyers Roman mit dem Titel „Die Rechnung über meine Dukaten“ handelt es sich um einen sehr amüsanten historischen Roman. Im Mittelpunkt steht der sogenannte „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I., der um das Jahr 1715 in Potsdam regiert hat und offenbar ein Exzentriker und Despot gewesen sein muss. Das zeigt sich vor allem anhand seines leidenschaftlich betriebenen Hobbys, der Aufstellung eines eigenen Regiments aus „Langen Kerls“. Um an entsprechende Männer zu kommen, die eine Mindestgröße von 1,88 m haben mussten - ein im damaligen Europa ungewöhnliches Körpermaß - scheute Friedrich Wilhelm I. keine Kosten und Mühen. Auch wenn man aus heutiger Sicht eher über diese ungewöhnliche Sammelleidenschaft schmunzeln muss, waren Friedrich Wilhelms Praktiken alles andere als human. Der Preußenkönig ließ die groß gewachsenen Männer in ganz Europa entführen und steckte sie gegen ihren Willen in seine Gardeeinheit. Einer der im Roman Entführten ist Gerlach, Bauernsohn aus Sachsen. Zusammen mit dem Norweger Hendrikson will Gerlach die Flucht antreten. Doch Friedrich Wilhelm I. hat andere Pläne: Gerlach soll gemeinsam mit der großgewachsenen Bäckerstochter Betje gewissermaßen ein „Zuchtprogramm für neue Riesen“ starten. Voller Ironie und in einer altertümlichen Sprache beschreibt Thomas Meyer zahlreiche weitere absurde Situationen, in denen Friedrich Wilhelm I. nicht nur seine Riesen, sondern auch den gesamten Hofstab drangsaliert. Seine Sammelleidenschaft geht sogar so weit, dass der König zum Entsetzen seines Finanzministers seine preußischen Besitztümer in Afrika für einen Spottbetrag und „12 groß gewachsene Mohren“ an die niederländische Westindien-Kompagnie verhökert.