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Ian McEwan: Solar

Besprechung

Der Roman hat drei Teile und drei Zeitebenen: 2000, 2005 und 2009. Im Jahr 2000 geht die fünfte Ehe des Protagonisten Michael Beard in die Brüche, was ihn nicht überrascht, da er seine Frau Patrice viel Male betrog. Doch gleichzeitig grämt er sich, da er sie von allen bisherigen Frauen noch am ehesten geliebt hat und weil sie ihn offensichtlich auch betrügt. Beard ist Nobelpreisträger und arbeitet an einer Forschung über erneuerbare Energien. Als er von einem grotesk verlaufenden Aufenthalt in der Arktis nach London zurückkehrt, findet er einen Mitarbeiter, der ihm durch unentwegte Nachstellungen und Bitten, seinen Ideen Gehör zu schenken, lästig ist, in seinem Haus und seinem Bademantel vor. Seine Frau betrügt also nicht nur ihn, sondern auch ihren Liebhaber. Ohne Beards Zutun stürzt der Lover so unglücklich auf die Kante eines Glastischs, dass er stirbt. Beard manipuliert den Tatort, so dass der Verdacht auf den anderen Liebhaber fällt, der daraufhin zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wird. Im zweiten Teil hat Beard die Forschungen des Verunglückten ausgebeutet, die dieser ihm vermacht hat und die er zunächst für Unfug gehalten hatte, obwohl sie auf seinem mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Theorem beruhen. Er ist daran, einen bahnbrechenden Beitrag zur Rettung der Erde zu leisten. Außerdem eröffnet ihm seine derzeitige Hauptgeliebte Melissa, Inhaberin dreier Tanzstudios, dass sie schwanger ist. Dies nimmt ein Drittel des dritten Teils ein, bis klar wird, dass Melissa das Kind bekommen und Beard sich zu ihm bekannt hat. Er befindet sich in Texas, wo er das erste Photosynthese-Kraftwerk in Betrieb nehmen will und seine zweite Geliebte besucht. Bevor er seinen Erfolg feiern kann, holt ihn seine betrügerische Vergangenheit in Gestalt eines Anwalts des Verunglückten und seiner zwei Geliebten ein. Er leidet außerdem an einem Melanom – er, der die Kraft der Sonne so hoch schätzen gelernt hat. Vor den Trümmern seiner Existenz empfindet er so etwas wie Liebe zu seiner kleinen Tochter. Ähnlich dem Helden von „Saturday“ erlebt Beard, wie durch einen unverschuldeten Vorfall das Chaos in sein Leben bricht. Anders als im Roman von 2005 ist Beard nun aber ein unsympathischer, dickbäuchiger und dem Alkohol ausgelieferter Egoist. Die Kunst des Autors besteht darin, den Leser trotzdem auf seine Seite zu lenken.

Didaktische Hinweise

Der Autor von „Zementgarten“ und „Abbitte“ steht für spannende und psychologisch interessante Erzählungen. Dieser Roman ist außerdem witzig, manchmal sarkastisch und amüsant. Allein die Szene in der Arktis, als der „Held“ einem dringenden Bedürfnis nicht nachgeben kann, weil er zum Schutz gegen die Kälte in mehrere Schichten Kleidung gehüllt ist, ist es wert, das Buch zu behandeln. Außerdem ist das Thema „Klimawandel“ aktuell und gut recherchiert. Wie kriminelle Politiker und Wissenschaftler zum Teil mit einer so ernsten Gefahr umgehen, zeigt McEwan in durchaus unwitzigen, hoffentlich übertriebenen Passagen.

Alle hier rezensierten Werke von Ian McEwan

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 12

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783257067651

Umfang

405 Seiten

Medien

  • Buch