Emile Zola: Thérèse Raquin

Besprechung

Die junge Thérèse wächst bei ihrer Tante und deren kränklichem Sohn Camille auf. Ihre kraftvolle und leidenschaftliche Natur wird dabei beständig unterdrückt beziehungsweise gar nicht erkannt, da die Tante, eine kleinbürgerliche und beschränkte Kurzwarenhändlerin, sie für passiv und gehorsam hält. Als Thérèse kaum erwachsen ist, verheiratet die Tante sie mit dem Schwächling Camille, in der sicheren Annahme, die Nichte werde sich wie sie selbst liebevoll um den verwöhnten Sohn kümmern. Die Familie zieht aus der Provinz nach Paris, wo Madame Raquin einen kleinen Laden eröffnet und Camille eine Stellung annimmt. Das Leben verläuft gleichförmig und trostlos, worunter Thérèse - unbemerkt von ihrem egoistischen Mann und ihrer Schwiegermutter - zunehmend leidet. Eines Tages bringt Camille seinen Kollegen Laurent mit, einen kräftigen und attraktiven Mann, dem Thérèse alsbald wie in einem sinnlichen Rausch verfällt. Für beide wird die heimliche Beziehung so wichtig, dass sie beschließen, Camille umzubringen, um einander heiraten zu können. Bei einer Bootsfahrt gelingt es Laurent, einen Unfall vorzutäuschen und Camille zu ertränken. Für die völlig verzweifelte Madame Raquin sind nun Thérèse und Laurent, der vermeintlich beste Freund ihres Sohnes, der einzige Trost. Nach einigen Monaten heiraten die beiden unter allgemeiner Zustimmung. Anstatt jedoch das jetzt nicht mehr verbotene Beisammensein zu genießen, fühlt sich das Paar vom Geist des toten Camille verfolgt. Das Wissen um das gemeinsam begangene Verbrechen führt bei beiden zu völliger nervlicher Zerrüttung und schließlich zu Hass, der in einem gegenseitigen Mordversuch kulminiert. Am Ende begehen beide gemeinsam Selbstmord, um dem unerträglich gewordenen Dasein zu entkommen.