Novalis: Heinrich von Ofterdingen

Besprechung

Der Protagonist Heinrich von Ofterdingen zählt zu den Minnesängern, der Roman spielt im deutschen Mittelalter. Heinrich wächst in bürgerlichen Verhältnissen in Eisenach/Thüringen auf. Ein unbekannter Reisender erzählt dem Jüngling von der geheimnisvollen Fremde, von Schätzen und der blauen Blume, die zu einem zentralen Motiv der Romantik wurde. In Heinrich erwacht nun eine nie gekannt Sehnsucht und Melancholie, die blaue Blume erscheint ihm im Traum - der symbolische Weg ins eigene Innere. Seine Mutter unternimmt mit ihm eine Reise, die ihm die Augen für die Welt öffnet. Er lernt die Welt des Handels ebenso kennen wie die der Ritter, des Bergbaus und der Geschichte. In Augsburg begegnet er dem Dichter Klingsohr und verliebt sich in dessen Tochter Mathilde. Klingsohr weiht ihn ein in das Wesen der Poesie und im Traum verschmelzen Liebe, Poesie, blaue Blume und Mathilde. Dieser erste Teil des Romans („Die Erwartung“) endet mit einem allegorischen Märchen Klingsohrs von Eros und Fabel. Der zweite Teil („Die Erfüllung“) beginnt mit einem Prolog der Astralis - ein allegorisches Wesen, entstanden aus der ersten Umarmung der Liebenden. Nach dem Tod Mathildes zieht Heinrich als Pilger fort, er gelangt zu dem Einsiedler und Arzt Sylvester, der ihn die Sprache der Natur lehrt und ein goldenes Zeitalter ankündigt. Hier bricht der Roman ab, aus Notizen und Konzepten Novalis´ lässt sich jedoch die geplante Fortsetzung rekonstruieren. Am Ende sollte eine Verklärung von Poesie, Dichter und Welt stehen.