mobile Navigation Icon

#lesen.bayern » Bücher für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene » Besprechungen Belletristik » Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Ludwig Tieck: Der blonde Eckbert und der Runenberg

Besprechung

Der blonde Eckbert: Eckbert und Bertha leben in Abgeschiedenheit auf ihrer Burg, nur Eckberts Freund Walther besucht sie zuweilen. Ihm erzählt Bertha eines Abends die seltsame Geschichte ihrer Kindheit: In einer Schäferfamilie aufgewachsen, verließ sie ihr liebloses Elternhaus und begegnete im Wald einer geheimnisvollen alten Frau, in deren Hütte sie dann mehrere Jahre verbrachte. Außer einem kleinen Hund und einem singenden Vogel, der Edelsteineier legte, sah sie jahrelang niemanden. Erwachsen geworden, lockte sie die weite Welt, sie nahm die Edelsteine und den Vogel und lief der Alten davon. Da sie der Vogel jedoch mit seinem Lied von der Waldeinsamkeit quälte, brachte sie ihn um. Bertha wird von einer tödlichen Krankheit erfasst, als Walther beim Abschied den Namen des Hündchens nennt, an den sie selbst sich nicht mehr erinnern konnte. Nach ihrem Tod tötet der verzweifelte Eckbert seinen Freund Walther als den vermeintlich Schuldigen. Später jedoch erscheint ihm dieser in verschiedenen Gestalten, was Eckbert fast zum Wahnsinn treibt. Schließlich taucht die Alte wieder auf und eröffnet ihm, Bertha sei seine Schwester gewesen und habe durch ihre vorzeitige Flucht aus der Hütte die ihr auferlegte Prüfung nicht bestanden. Eckbert verliert den Verstand und stirbt in geistiger Umnachtung. Tiecks Erzählung weicht grundlegend vom herkömmlichen Märchenschema ab. Die Helden werden auf Proben gestellt, die sie nicht bestehen können, weil sie sie nicht als solche erkennen. Sie leben wie Fremde in einer unverständlichen Welt, in der die überirdischen Mächte keine Hilfe geben, sondern nur noch strafen. Bertha wie auch Eckbert begehen aus einem Wahn heraus einen Mord - sie an dem Zaubervogel, er an Walther -, und beide werden hart dafür bestraft.// Der Runenberg: Den jungen Christian treibt innere Unruhe aus der Geborgenheit seines Elternhauses in die Welt hinaus, wo er Jäger wird, ein Beruf, in dem er frei im Wald umherschweifen kann. Unvermittelt gerät er nachts im Gebirge in eine geheimnisvolle Märchenwelt. Mittelpunkt dieser irrealen Welt ist der Runenberg, wo er eine verführerisch schöne Frau sieht, die ihm eine magische Tafel gibt. Am folgenden Morgen ist die Traumvorstellung verschwunden. Christian heiratet in einem nahe gelegenen Dorf ein Mädchen und lebt mit seiner Familie in bescheidenem Wohlstand. Nach einigen glücklichen Jahren erscheint ein Unbekannter, der Christian ein Vermögen schenkt. Von nun an lässt ihn die Sehnsucht nach Gold, Edelsteinen und der schönen Bergfee nicht mehr los. Obwohl seine Familie alles versucht, um seine unheilvollen Gedanken zu vertreiben, verlässt er schließlich das Dorf und verschwindet im Wald. Die Familie gerät ins Elend, er selbst taucht nach Jahren als Wahnsinniger wieder auf. Das Märchen eignet sich gut dazu, den Schülerinnen und Schülern die dämonische Seite romantischer Weltsicht zu vermitteln und die Ausgesetztheit und Gefährdung des Menschen zu verdeutlichen. Die Hauptperson lässt sich auch als romantische Dichtergestalt deuten, welche die Phantasie verrät und materiellen Nutzen daraus ziehen will.

Didaktische Hinweise

Merkmale der Gattung Märchen, Abweichung von typischen Märchenmotiven; Darstellung der Personen, Weltbild, Wertsystem; Funktion der Natur//Herausarbeiten der Märchenelemente; Untersuchung der typisch romantischen Motive; Symbolik (Gold, Runen, Edelsteintafel); Gegenüberstellung verschiedener Lebensentwürfe

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 12 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

1986 (1797)

ISBN

9783150077320

Umfang

57 Seiten

Medien

  • Buch