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Gerhart Hauptmann: Der Biberpelz. Eine Diebskomödie

Besprechung

Ihr Mann Julius sowie die beiden Töchter müssen sich Frau Wolff unterordnen und ihre Methoden akzeptieren. Mit dem Spreeschiffer Wulkow treibt sie Geschäfte; sie verkauft an ihn das von ihrem Mann illegal erlegte Wild. Als Wulkow ihr bedeutet, dass er 60 Mark für einen Biberpelz bezahlen würde, wie ihn der Rentier Krüger besitze, handelt sie. Sie stiehlt mit ihrem Mann zuerst Krügers Brennholz, von dessen Existenz sie durch ihre bei Krüger bedienstete Tochter erfahren hat. Der nichts ahnende Amtsdiener Mitteldorf ist ihr bei dem Diebstahl behilflich. Wie sie in den Besitz des Biberpelzes gelangt, erfährt der Leser nicht. Krüger erstattet Anzeige wegen der Diebstähle; allerdings leistet ihm der beschränkte und eingebildete Amtsvorsteher Wehrhahn nur widerwillig Hilfe, da er Krüger als notorischen Unruhestifter betrachtet. Viel eher ist er geneigt, den Privatgelehrten Dr. Fleischer mit Hilfe des Denunzianten Motes der Majestätsbeleidigung zu überführen. Als ihm aber Dr. Fleischer berichtet, er habe Wulkow in einem teuren Biberpelz gesehen, lässt Wehrhahn sich von Wulkow überzeugen, dass dem keinerlei Bedeutung beizumessen sei. Auch Frau Wolff kann jeglichen Verdacht zerstreuen: Der Diebstahl bleibt unaufgeklärt, und ihr wird bestätigt, dass sie „eine ehrliche Haut“ ist. Das Drama zeigt anhand der proletarischen Frauenfigur Wolff, die ihrem Namen gerecht wird, die geänderte Rolle der Unterschichtsfrauen in der sich anbahnenden Hochindustrialisierung auf. Frau Wolff versorgt und regiert die Familie und entwirft die Zukunftsstrategien. Die bürgerlichen Moralvorstellungen ordnet sie immer dem Ziel des sozialen Aufstiegs in die Mittelschicht unter. Ihr Ehemann ist ein nur wenig begabter, sprachunfähiger Empfänger ihrer Anordnungen. Die Beziehung der Wolff zu Julius spiegelt die neue Rollenverteilung in der proletarischen Ehe wider. Aber auch das Landjunkertum und die Bürokratie werden – in der Figur Wehrhahns – karikiert. Der Biberpelz ist eine der wenigen deutschen Komödien, die alle Formen von Komik aufweist.

Didaktische Hinweise

Behandlung im Unterricht: Kennzeichen des naturalistischen Dramas, des sozialen Dramas, der Komödie; Merkmale des Naturalismus; Erklärung des gesellschaftlichen und historischen Umfeldes; Abgrenzung zum bürgerlichen Realismus; Frauenbild, Geschlechterverhältnis, gesellschaftlicher Wandel infolge der Industrialisierung; Sprache: Funktion der Mundart; mimische und gestische Gestaltungsmöglichkeiten-Vergleich mit anderen Texten: Gerhart Hauptmann, Der rote Hahn; Heinrich von Kleist, Der zerbrochene Krug; Inhaltsangabe, erweiterte Inhaltsangabe, Texterschließung, Erörterung (z. B. Frauenrolle); Hörspielfassung einzelner Szenen; Vergleich literarischer Frauengestalten (in der Oberstufe)

Gattung

  • Dramen

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 12

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

1986 (1893)

ISBN

9783123513602

Umfang

115 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book